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Leseprobe für das Buch FRANZ ALBUS - Leben für die Schule - GP HOGY 90 von Herausgeber: Dieter Feil, Annerose Fischer-Bucher:

Mein Studium

1946 begann für mich mit der Aufnahme des Studiums der Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule Stuttgart - der späteren Universität Stuttgart - ein neues, ein ganz anderes Leben.

Die Zulassung zum Studium erfolgte für Kriegsteilnehmer ohne Abitur in der ersten Nachkriegszeit probeweise mit der Auflage, am Ende des 2. Semesters eine Not-Abitur-Prüfung zu bestehen.
Zur Vorbereitung auf diese Prüfung wurden zwar Kurse angeboten, wegen großen Raummangels konnten diese aber erst am späten Abend angesetzt werden. Zu spät, um sie von Göppingen aus noch besuchen zu können. So blieb nur eine eigenständige Vorbereitung übrig.

Vielen Vorlesungen konnte ich kaum folgen. Mir fehlten einfach wichtige Grundkenntnisse als Folge der fehlenden Oberstufenjahre im Gymnasium.

Zudem litt ich sehr unter meiner letzten Verwundung, einer schmerzhaften Kopfverletzung. Oft ging beim Lernen nichts mehr.
Bis heute, also seit über 60 Jahren, benötige ich täglich mehrmals Medikamente gegen Kopfschmerzen wegen meiner Kriegsverletzung.

Die Abi-Vorbereitung und das gleichzeitige Studium stellten eine beinahe unlösbare Aufgabe dar. Immer wieder stand ich kurz vor der Aufgabe des Studiums, zumal auch die äußeren Umstände während der Anfangssemester schlecht waren.
Wegen der im Krieg zerstörten Brücken fuhr der Zug nur bis Cannstatt. Dann musste man zu Fuß über einen Steg auf die andere Neckarseite gehen, um dann meist auf dem Trittbrett der überfüllten Straßenbahnen in die Innenstadt zu fahren.

Die Innenstadt von Stuttgart lag in Trümmern.
In den kleinen Not-Hörsälen gab es kaum einmal einen Sitzplatz.
Es fehlten eine Mensa, eine Bibliothek, eigene Bücher und ein Aufenthaltsraum für die vorlesungsfreie Zeit.
Dagegen mussten Studiengebühren bezahlt und Aufräumarbeiten geleistet werden.
Während der Semesterferien arbeitete ich als Gussputzer in der Nachtschicht der Firma Boehringer, um Geld für das Studium zu verdienen.
Nur weil es zuvor um Leben oder Tod gegangen war, nahm man später diese Widrigkeiten klaglos auf sich.

Von September 1939 bis 1948 gab es Lebensmittel nur zu geringen Rationen auf Lebensmittelkarten, Gebrauchsgüter wie auch Kleidung nur auf seltene Bezugsscheine.

Nach mehreren vergeblichen Bemühungen konnte ich mich im Sommersemester 1948 in Tübingen immatrikulieren. Das idyllische, unzerstörte Tübingen galt als Paradies. Namhafte Professoren suchten deshalb diesen Ort. Ausgehungert vom kargen Stuttgart, genoss ich es, neben der Mathematik und Physik auch in anderen Fachgebieten Vorlesungen von Geistesgrößen erleben zu dürfen, so z. B. von

Prof. Spranger (Philosoph, Kultur- und Erziehungswissenschaftler),
Prof. Guardini (Religionsphilosoph, damals mit der Supervorlesung über Rilkes Duineser Elegien),
Prof. Butenandt (1939 Nobelpreisträger in Chemie),
Prof. Carlo Schmid (Völkerrechtler, Politiker),

Das Glück dauerte aber nur ein Semester. Mit der Währungsreform im Juni 1948 verlor ich die im Krieg gesparten Mittel zur Bezahlung von Kost und Logie in Tübingen. Das Ansparen des Wehrsolds im Krieg war keine Kunst. Es gab ja nichts zu kaufen. Wieder musste ich ins Elternhaus und in die Trümmerlandschaft von Stuttgart zurück...

Unterricht kann zum Erlebnis werden

Es wäre zu einfach, unter dem Unterrichten allein das Erläutern von Stoff zu verstehen.
Eine Klasse will gebändigt sein, ohne ihr die Lust am Lernen zu nehmen.
Nur ein Lehrer, der geschätzt wird, findet Zugang zu jungen Menschen. Ein gutes Unterrichtsgespräch braucht eine angenehme Atmosphäre.
Jeder erinnert sich aus der eigenen Schulzeit an Lehrer, die mit ihrem großen Wissen imponierten, an Lehrer, die interessant erklären konnten und an Lehrer, bei denen man spürte, dass sie uns Schüler sehr mochten. Zum Erlebnis wurde die Schule, wenn sich dies alles bei einer geschätzten Lehrerpersönlichkeit vereinigte.


Hermann Hesse berichtet z.B. über seine Göppinger Schulzeit:
'So durchs ganze Leben nachwirkend und fruchtbar kann die Begegnung eines Knaben mit einem überlegenen Lehrer-Genie sein.'

'Dieses Glück, zu hohen Zielen streben zu dürfen, kam unter Rektor Bauer zur vollen Entfaltung, zum ersten und zum letzten Mal in meinem Leben. Die Göppinger Zeit war die einzige ersprießliche Schulzeit mit Dauerwirkung.' (Seite 21 ff.)