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Leseprobe für das Buch Zeit der verlorenen Kinder
Historischer Roman um Trier
von Marianne Raskob-Bartholmae:

Anmerkung

Ich bezweckte eine möglichst authentische Beschreibung der Dörfer wie auch der Stadt Trier mit ihren historischen Bauwerken und Straßen um die Jahre 1850 - 1860. Involviert in die Geschichte sind eine Sage aus dem Städtchen Ulmen und die ehemalige Ulmener Burg. Fiktiv sind das Dorf Maarweiler sowie die Geschichte.
Es lag in meinem Bestreben, eine kriminalistische Erzählung mit Spannung, Vermutung und Doppelsinn zu verfassen.
Der historische Roman ist trotz seines fesselnden Hintergrunds humoristisch untermauert. Zuzüglich gewürzt mit schlagfertigen Dialogen und versehen mit anmutsvollen, starken, christlich geprägten Charakteren der Protagonisten.
Der Roman hebt die schlechten sowie die guten Seiten der Hauptdarsteller effektvoll hervor. Zerstörende Kraft prallt auf Barmherzigkeit und Liebe. Doch starke gottesfürchtige Charaktere bezwingen die destruktiven Charaktere in der Geschichte.
Im Gegensatz zu den furchtbaren Geschehnissen in dieser Welt kann ich die Dämonen in meinem Roman besiegen.


Das Vehikel schaukelte durch die mit Schlaglöchern versehene Landstraße der herbstlichen Eifellandschaft. Die dreijährige Elisabeth rieb sich mit ihren Fäustchen erneut über die müden Augen. Neben ihr saß eine bestrickende junge Frau, die zärtlich auf die kleine Tochter niederschaute. Die unverkennbare Ähnlichkeit der Gesichter stach ins Auge. Das Kind war eine Kopie der attraktiven Dame, wenn auch im kindlichen Sinne. Beide, Mutter wie Tochter, schmückte ein schwarzer Lockenkopf, lediglich eine Abweichung bot das schöne Bildnis, der Schopf der Mutter war akkurat zu einem Knoten gebunden. Die glänzende Haar-Flut der Tochter bändigte ein Zopf, der bis zur Hüfte des zierlichen Mädchens reichte. Mutter wie Tochter besaßen feingeschnittene Züge, einen alabasterfarbenen Teint, nebelverhangene, wehmütige-graue Augen. Die Ältere fing die abwechslungsreiche farbenprächtige Landschaft der Vulkaneifel mit melancholischem Blick ein. Quengelnd plapperte Elisabeth: „Mama, wie weit noch?“
„Gedulde dich noch ein wenig, mein Liebling, wir sind gleich am Ziel“, antwortete die Mutter. Der Fahrer des Wagens bog rumpelnd in einen Wald-Pfad ein. Das kleine Mädchen verlor seinen Halt, dabei wäre sie um ein Haar gegen die Seitenwand der Kalesche geschleudert worden. Doch die junge Mutter reagierte schnell. Jählings fing sie den Sturz der Tochter ab. Minuten später kam der alte Wagen zum Stillstand. „Elisabeth, Mama steigt hier aus, ich treffe mich mit einem liebenswerten Herrn, er will mir wichtige Dinge von deinem Vater erzählen.“
„Mama, Papa ist doch tot!“ Bei dieser spontanen wie unbedarften Aussage des Kindes veränderte sich die Mimik der Mutter schmerzvoll. „Ja, mein Schatz, doch es ist wichtig. Dieser Herr hat deinen Papa, kurz ...!“, die Mutter stockte, es fiel ihr schwer, Worte der Umschreibung zu finden, „er kannte deinen Papa“, ergänzte sie schließlich ausweichend. „Gut Mama, Elisabeth wird warten.“
„Versprichst du mir, nicht auszusteigen? Es dauert nicht lange. Gleich bin ich wieder bei dir, mein kostbares Kleinod.“
„Ja Mama! Vor Stolz erstrahlte das zierliche Gesicht des Kindes bei dieser liebevollen Titulierung. „Ich bin groß, drei Jahre alt. Ich verspreche es dir, Mama!“, betonte sie. Diese aufrichtige Zusicherung entlockte der Mutter nun doch ein erhellendes Lächeln. Sie umarmte die Tochter zärtlich. Anschließend zog sie den schwarzen Schleier, der an dem Hutrand befestigt war, über das schöne, jedoch von Kummer gezeichnete Antlitz. Sie erhob sich, zupfte an ihrer schwarzen Gewandung, die deutlich zeigte, dass sie Trauer trug. Zaghaft öffnete die junge Frau die Tür, dann klappte sie das Trittbrett herunter, damit sie aussteigen konnte. Sie war ein wenig verärgert über den Kutscher, der es nicht für nötig hielt, diese ihm zustehende Aufgabe ordnungsgemäß auszuführen. Als sie neben dem Kutschbock stand, ermahnte sie ihn: „Wagenlenker, haben Sie Obacht auf meine kleine Tochter. Ich bin in Kürze wieder zurück. Sie wurden reichlich entlohnt für diese Fahrt, denken Sie daran!“ Der bejahrte Kutscher kaute auf seiner Pfeife herum, als Antwort genügte ihm ein mürrisches Knurren.
Elisabeth hampelte ungeduldig auf ihrem Sitz herum. Ihr schien es, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit die Mutter ausgestiegen war. Unverhofft wurde der Wagenschlag mit Wucht aufgerissen. „Mir reicht die Warterei. Raus aus meinem Wagen, Mädchen! Diese Buhle, damit meine ich deine Mutter, sie soll dich gefälligst mitnehmen zu ihrem Stelldichein. Eine volle Stunde warte ich nun auf sie“, kollerte er böse. Die großen rauchgrauen Augen des Kindes blickten den Kutscher verständnislos an. Kompromisslos packten die hornigen Hände des Wagenlenkers das Mädchen um die Taille, wütend setzte er das Kleinkind auf dem Waldboden ab. Behände schwang er sich auf den Kutschbock, umgehend holperte die altertümliche Karosse davon. In Elisabeths Augen sammelten sich Tränen, verständnislos schaute sie dem davonrollenden Fahrzeug nach. Mit tapsenden Schrittchen ging sie den Weg entlang, den auch die Mutter vorhin genommen hatte. Nach einer Weile erreichte sie eine Lichtung unweit des Seeufers. Angestrengt starrte Elisabeth auf die andere Seite des Gewässers. Doch die Entfernung war zu groß. Sie nahm lediglich vage die Konturen eines Schattenbildes wahr. Das gigantische Geschöpf war düster und von einer schwarzen Hülle umgeben. Ihre Augen hielten weiter Ausschau nach der Mutter. Doch sie war verschwunden. Aber vor den Füßen der schwarzen Kreatur lag ein großer, dunkel ummantelter Gegenstand. Bedachtsam bückte sich das riesige Wesen über den Ballast und umgürtete ihn mehrmals mit einer stählernen Kette. Nach getaner Arbeit schwang er das Gewicht in seine Arme. Mit weit ausholendem Schwung schleuderte er seine Last in die Lüfte. Der leblose Gegenstand landete auf der Wasseroberfläche des Vulkansees, dort saugte der Strom ihn in seinen Schlund. Danach stand das Geschöpf ruhig am Ufer, langsam breitete es seine Arme aus, dabei blähte ein heftiger Windstoß seine dunkle Umhüllung auf. Elisabeth ordnete die verschwommene schwarze Gestalt keinem menschlichen Wesen zu, sondern einem riesigen Vogel. Sie gab der Kreatur den Namen „Fledermaus“. Die Fabel-Figur bückte sich erneut, raffte wieder etwas vom Boden auf und schleuderte auch dieses Detail in das Wasser. Doch diesen Gegenstand kannte Elisabeth, es war der Hut ihrer Mutter.
Ein panischer Schrei erschallte aus ihrem Mund. „Mama!“, rief sie mit erstickter Stimme. Der Unbekannte bewegte ruckartig den Kopf in die Richtung des Lauts. Suchend streiften seine Augen über den See. So schnell die kleinen Füße sie trugen, lief Elisabeth auf den See zu. Aber ihr Mantel blieb an einem Dornenbusch hängen, dadurch wurde ihr Lauf abrupt gestoppt. Von Panik erfasst, versuchte das Mädchen sich zu befreien. Sie zerrte an ihrem Mantel, drehte sich wild im Kreis herum und verfing sich gänzlich in dem Dornengestrüpp. In ihrer Hektik rutschte sie auf dem morastigen Boden aus, dabei stürzte sie. Hart prallte ihr Kopf auf einen Baumstumpf, der aus dem stacheligen Gezweig herausragte. Der Sturz raubte Elisabeth das Bewusstsein. Bedachtsam beobachtete das - Ungeheuer - die gegenüberliegende Seite des Vulkansees. Aufs Sorgfältigste taxierte er das Ufer ab, doch er spürte das winzige Mädchen nicht auf. Überwucherndes Buschwerk sowie stachelige Hecken verbargen den kleinen Körper des Kindes vor dem todbringenden Moloch. Angespannt wartete er, das gegenüberliegende Ufer nicht aus den Augen lassend. Doch nichts rührte sich, keine Wiederholung des Schreis erfolgte. Unschlüssig grübelte er noch minutenlang, doch dann ordnete er den verzerrten Schrei einem Tier zu. Befriedigt verließ er zügigen Schrittes den Tatort. Nur der Wald und ein dreijähriges Kind waren Zeuge einer mörderischen Tat geworden, doch beide waren stumm. Sie schwiegen - für immer!