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Leseprobe für das Buch Feuer in der Kirche
Feuer bewahren, vor Feuer schützen
von Sylwester Kabat:

Inhalt
Einleitung
Feuer
- Verbrennung: Einblick und Fragen
- Feuer: Nutzen und Zerstörung
- Flammen: Vollendung und Übergriff
- Kerze: Eigenart und Gefahr
- Betrachtung: Metapher und Licht
- Bibel: Gott und Symbol
- Überzeugungskraft: Fegefeuer und Hölle
- Mystik: Heiliger Geist und Läuterung
- Inspiration: Kunst und Gebet
Kirchenbrand
- Kirchenbrände: Dome und Statistik
- Brand: Holz und Löschen
- Gefährdung: Kirchengebäude und Brand
- Brandursachen: Brandlegung und Fahrlässigkeit
- Feuerquellen: Kerzenflamme und Elektroenergie
- Brandberichte: Brandausbruch und Verluste
Kirchenbrandschutz
- Brandschutz: Schutzpatrone und Ansatz
- Brandschutzmanagement: Kontrolle und Verhalten
- Vorsorge: Kerzen und Elektrik
- Brandschutzmaßnahmen: Bau- und Anlagentechnik
Ausblick
- Kirchengebäude: Mängel und Ertüchtigung
- Spannung: Feuer und Erneuerung
Zum Autor

„... noch lebend im Verbrennen?“
(Gertrud Kolmar, Marat)

Einleitung
Feuer ist in Kirchen ständig präsent. Feuer wird in Kirchen behütet. Die Ambivalenz des Feuers, die zeigt sich in der Religion und in Kirchen besonders deutlich: In der christlichen Überlieferung nimmt Gott im Feuer Gestalt an, Feuer zerstört aber auch die Welt. Feuer verbindet die Kirchen und Religionen, es ist „ökumenisch“. Wenn die Feuerfaszination dem Menschen angeboren ist, dann ist es nur allzu verständlich, dass das Feuer in der Kirche und in den Religionen eine reelle und große Bedeutung hat. Feuer dient dem Menschen als Nutzfeuer, Licht und Wärmequelle, aber auch im übertragenen Sinne als Metapher und Symbol für die Anwesenheit Gottes, für seine Einwirkung:
„Wenn das himmlische Feuer, die göttliche Liebe, alle unreinen Stoffe verzehrt hat, dann brennt es in der Seele als eine stille Flamme, die nicht nur erwärmt, sondern auch erhellt: dann ist alles licht, rein und klar.“
Schon bei der Einweihung (Konsekration) einer neuen oder wiederaufgebauten katholischen Kirche oder eines Altars wird Feuer benutzt (Abb. 1-2): Bei der feierlichen Weihe durch den Bischof werden in der Mitte und an den vier Ecken des Altars Wachsdochte und Weihrauch – auch schon aus Gründen der Brandsicherheit in Feuerschalen – angezündet; die fünf Stellen erinnern an die…

...
Kirche ist jedoch nicht nur das Gebäude, der Versammlungsraum der Gläubigen, sondern das sind alle Gläubigen, alle Christen. Gott wirkt im Menschen, was gut ist:
„Dazu entflammt und ermuntert schließlich die in Christus Jesus geschenkte feurige Gnade. (…) Deshalb wirke der Mensch in der Freude des Heiligen Geistes Werke der Gerechtigkeit.“
Die „feurige Gnade des Heiligen Geistes“ – eine wunderschöne Metapher über die Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirche. Christen sollen, „befeuert“ durch die Gottes Gnade, Gutes tun, und zwar jedem gegenüber. Dieses Verständnis verwischt sich wieder in der heutigen Zeit, wie es schon mehrmals in der Kirchengeschichte geschah. Die Kirche braucht also dann doch das Feuer und nicht vor allem Macht. Die materiellen Kirchengebäude und die geistigen Kirchen brauchen Feuer und Flamme und sind gleichzeitig von diesem Element bedroht. Das ist die Ambivalenz des Feuers: Zu viel Feuer führt zur Zerstörung, zu wenig zum Selbstzerfall. Reichlich wiedergegebene Zitate bekannter Autoren und bedeutender Texte in diesem Buch sollen von der Bedeutung von Feuer und Flammen überzeugen.
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Feuer
Der Mensch hat das Feuer wohl nicht erfunden, sondern als nutzbringend für sich entdeckt. Anthropologen und Kunsthistoriker stellen heute fest, dass Kultur, damit die Menschwerdung, erst mit der Bändigung und Nutzbarmachung des Feuers durch den Menschen einsetzte. Das beabsichtigte und kontrollierte Feuer kann man als Zweckfeuer bezeichnen. Wir verbrennen etwas, vor allem Holz, heute auch viel Kunststoff, um daraus einen Nutzen zu erlangen – das ist die Menschheitsgeschichte. Charles Darwin (1809-1882), britischer Naturforscher und durch seine Evolutionstheorie einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler, drückte es in seinem 1871 herausgegebenen Hauptwerk so aus:
„Die Entdeckung des Feuers, wahrscheinlich die größte, die je vom Menschen gemacht wurde, die Sprache ausgenommen, erfolgte in der Zeit vor dem Dämmern.“
Die polnisch-französische leidenschaftliche Forscherin und zweifache Nobelpreisträgerin für Physik und Chemie Marie Sklodowska-Curie (1867-1934) soll mal die erstaunlich einfachen, gleichzeitig aber exakt beschreibenden Worte über Feuer gesagt haben:
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Verbrennung: Einblick und Fragen
Mit dem Feuer haben sich die Menschen und die Forschung jahrhundertelange beschäftigt, heute vielleicht weniger; sein Wesen scheint geklärt zu sein, obwohl noch sehr kompliziert gänzlich zu erfassen. Das Feuer ist so umfassend für den Menschen, dass sich in der Forschung und Wissenschaft fast alle fachwissenschaftlichen Disziplinen mit seinem Wesen und seiner Bedeutung beschäftigen. Im 4. Jh. schrieb Ephräm der Syrer (306-373), der syrisch-aramäische Eremit und in den östlichen und westlichen christlichen Kirchen sehr geschätzte Lehrer, Theologe und Dichter, als er die Unerforschbarkeit von Gottes Wesen erklären wollte, im übertragenen Sinne über Feuer:
„Wenn nämlich schon das Erzeugnis des Feuers schwer auszusagen ist, obwohl doch sichtbar für das Auge …“
Bis man die Natur des Feuers entschlüsselt hat, hatte man zunächst lediglich gemeint:
„Insgemein stellt man sich das Feuer unter einer Materie vor, welche durch ihre Bewegung erwärmet.“
Als Feuer bezeichnet man neuzeitlich eine sichtbare Verbrennung, die eine Oxydation ist, d.h. eine physikalisch-chemische Reaktion, bei der meist Sauerstoff einen Brennstoff umwandelt; es entstehen dabei viel Wärme und hohe Temperaturen, Licht in Form von Flammen sowie Rauchgase und Asche. Dieser Vorgang wird auch als Verbrennung bezeichnet. Erforderlich für die Entstehung eines Feuers sind somit Sauerstoff und ein Brennstoff, aber auch eine Zündursache, d.h. eine Wärmequelle. Dargestellt wird dieser Prozess prinzipiell an einem sog. Verbrennungsdreieck (Abb. 6). Nicht ständig und nicht überall brennt es. Erst, wenn diese drei Komponenten in einer für sie günstigen Konstellation zusammenkommen, kommt es zum Brennen. Brennbare Stoffe können fest, flüssig oder gasförmig sein. Trotz allen diesen Erkenntnissen ist die Verbrennung ein hochkomplizierter Prozess und noch lange nicht in allen Facetten geklärt. Es verbrennt allerdings nicht die feste oder flüssige Materie, sondern das Gasförmige: Gase als solche sowie Dämpfe von festen und flüssigen Brennstoffen, die sich durch ständige Wärmezufuhr bilden. Der größte Teil der Energie, die sich Menschen zunutze machen, wird über Verbrennungsprozesse umgesetzt, meistens wohl immer noch durch Verbrennen fossiler Brennstoffe. Feuer ist eine Kettenreaktion und hört nicht auf, solange die Sauerstoffzufuhr stattfindet und der Brennstoff nicht gänzlich verschlungen ist:
„Der Prozess der Verbrennung, den wir Feuer nennen, ist ein blinder, natürlicher Prozess. Wir sind gewohnt, diesen Prozess als destruktiv zu bezeichnen, weil er hochorganisierte Materie auf einen Zustand geringer Organisation oder Integration reduziert und dieser Prozess irreversibel ist.“
Ein Feuer kann in einem Gebäude, in einer Kirche, in einen Brand übergehen, wenn die Voraussetzungen für ein unkontrolliertes Weiterbrennen vorhanden sind. Ein Kirchengroßbrand entsteht, wenn
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Feuer: Nutzen und Zerstörung
Die philosophischen und psychologischen Überlegungen betrachteten Feuer seit tausenden von Jahren als eines der vier Elemente, die das Leben und die Welt bestimmen und bilden: Luft, Wasser, Erde und Feuer. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, nachdem Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794), französischer Chemiker und Naturwissenschaftler, 1777 zeigte, dass das Feuer, die Verbrennung, ein Prozess der Verbindung mit Sauerstoff ist und nicht eine unsichtbare Substanz (Phlogiston), hatte diese Annahme an Bedeutung verloren. Damit war Feuer ein Produkt der Verbrennung und keine einfache Substanz oder eines der vier Elemente und als Baustein der Welt entmythologisiert.
Feuer brachte und bringt dem Menschen zahlreiche Vorteile. Unsere Zivilisation wäre ohne Feuer nicht entstanden. Das Feuernutzen ermöglichte die Eroberung der Erde und gleichzeitig den Beginn des Einflusses des Menschen auf das Klima. Feuer ist auch die Ursache des Klimawandels. Tagtäglich begleitet uns auch heute das Ausnutzen des Feuers, um nur auf die Feuerstätten zum Warmhalten unserer Wohnräume, den Verbrennungsmotor und dadurch die rasante Entwicklung der Industrie, den Verkehr und die Beweglichkeit des Menschen oder den Raketenantrieb hinzuweisen (Abb. 7).
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Flammen: Vollendung und Übergriff
Gewissermaßen an der Spitze des Feuers flackern und lodern die Flammen. Das Feuer ist die Gesamtheit des Geschehens, der Verbrennung. Und die Flammen sind die leuchtende, aber auch angreifende Spitze und die Vollendung des Feuers. – Man kann ja Raub der Flammen werden!
„Die Flamme verbindet das Getrennte und trennt das Verbundene.“
Das bemerkte Novalis in seinen Naturwissenschaftlichen Studien und gab der Flamme somit eine philosophisch-symbolische Deutung.
Die Flamme besteht schließlich aus brennenden Gasen und Dämpfen mit Freisetzung von Wärme und Licht. Wird ein unter Druck stehendes Gasgemisch plötzlich mit Sauerstoff verbunden, entsteht eine Stichflamme. Flammen können meterhoch sein. Bei einem Kirchengroßbrand ist das zu beobachten, wenn die Flammen die hölzerne Kirchturmspitze und den hohen Dachstuhl erfassen. Sie schlagen hoch übergreifend! Denn, „was gut brennt, brennt hoch.“ Die Flammen und die Rauchsäule sind dann von Weitem zu sehen.
„Flamme ist das bewegte, aufflackernde Feuer, aber mit allen seinen Eigenschaften des Brennens, Zerstörens usw. Lohe (…) ist die helle, durchsichtige Flamme, wie sie sich dem Gesichte darstellt, entweder in schneller, zitternder und schimmernder Bewegung oder in einer gewaltig aufwallenden Feuermasse.“
So heißt es in einem Wörterbuch in der Auflage von 1910.
Die Flammen sind es daher, die die brennbare Umgebung erfassen und vernichten wollen. Hat die Flamme genug Nahrung und Sauerstoff, brennt sie weiter. In Kirchen ist es meist Holz in den unterschiedlichen Gegenständen, zum Beispiel Kirchenbänke, Dachstuhl, Orgelempore oder Hauptaltar, das brennt und verkohlt. Heute kommen noch verschiedene Kunststoffe dazu, zum Beispiel Kabel, Dämmstoffe, Farben und Lacke, Polster oder Textilien, die schmelzen, schnell in Flammen stehen und gleichzeitig große Mengen von Brandrauch erzeugen. Der Übergriff der Flammen erfolgt dann, wenn sie nahe am Brennbaren auflodern und nicht gelöscht werden (Abb. 11).
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Kirchengebäude: Mängel und Ertüchtigung
Brände in Kirchen wird es immer geben, solange Feuer auf der Erde wirkt. Erstaunlich ist aber, wie Kirchenmitglieder und Kirchengegner oder sogar Kirchenkritiker die Kirchengebäude vor Feuer schützen wollen. Kirchen sollten daher auf Brandschutzmängel untersucht und umsichtig ertüchtigt werden. Die gravierendsten Mängel und Gefährdungen sind in Kirchen meist der fehlende Schutz vor Brandlegungen, die unsicheren Rettungswege und die ungehinderte Brandausbreitungsgefahr.
Kirchengebäude werden heute sozusagen im Bestand, d.h. nachträglich einer Ertüchtigung unterzogen und damit geschützt. Es bedarf also einer fachlichen Beurteilung der Brandschutzlage und einer Entscheidung der Kirchengemeinde für nachträgliche Brandschutzmaßnahmen. Die einfachsten sind die organisatorischen Vorkehrungen, die jede Kirchengemeinde vornehmen sollte. Anlagentechnische und bautechnische Maßnahmen sind gut zu überlegen und auszuführen. Eine Übung der örtlichen Feuerwehr am Kirchengebäude kann wertvolle Erkenntnisse liefern. Ist es befriedigend, wenn nach einem zwar unerwünschten, aber doch ausgebrochenen Brand in einer Kirche festgestellt werden kann:
„Zum Glück war die Brandschutztür zum Turm verschlossen. Ihr ist es zu verdanken, dass nicht auch der Kirchturm in Flammen aufgegangen ist.“
So war es beim Brand in der St. Peter-Kirche in Düsseldorf am 20.6.2007. Als die Feuerwehrleute im Turm die Feuerschutztür zum Dachstuhl erreicht hatten, war die bereits rotglühend. Sofort wurde begonnen, die Tür zu kühlen. Nur deswegen hat sich das Feuer nicht weiter in den Kirchturm ausgebreitet. Hätte der Brand auch den 80 m hohen Kirchturm erfasst, wäre er nicht zu retten gewesen.
Moderne Anlagen und Einrichtungen können heute – auch in denkmalgeschützten oder vielleicht gerade in historisch wertvollen Domen, Abteikirchen oder Dorfkirchen – vor Brandentstehung und insbesondere vor Brandausdehnung wirksam und unauffällig schützen. Nicht zu vernachlässigen sind heutzutage die zeitweiligen Nutzungen oder teilweise festen Umnutzungen von Kirchen für nichtgottesdienstliche Zwecke wie etwa als Konzerträume oder z.B. in der Coronapandemie als Teile von Impfzentren. Und wenn auch Kirchen umgenutzt und als Gotteshäuser aufgegeben werden, so sind sie als Gebäude schützenswert.