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Leseprobe für das Buch Rache ist Senf von Ellen-Jutta Poller:

Der Löwe und das Erdbeben
Meine Freundin Marcella war ein richtiges Zirkuskind. In der Manege aufgewachsen, hatte sie von Klein auf Kontakt mit gefährlichen und ungefährlichen Tieren. Schon als ganz junges Mädchen folgte sie ihrem Vater Hanno Coldam, einem international bekannten Raubtierdresseur, in den Käfig zu Tigern, Pantern und Löwen.
Als junge Frau trat sie bald mit einer eigenen Löwengruppe im Staatszirkus der DDR auf, in dessen Programmen nur Spitzenkräfte der Artistik vertreten waren. Ihre erste große Auslandstournee führte sie mit ihrer Löwengruppe nach Japan und die Aufregung war groß, als der Zirkus seine Zelte in Tokio aufbaute. Die Millionenstadt mit ihrem fernöstlichen Flair und dem oft leisen Grummeln in der Erde sorgte bei allen Mitgliedern des von so weither angereisten Zirkusunternehmens für eine nicht enden wollende Hochspannung der Gefühle.
Japan ist schließlich für seine vielen großen und kleinen Erdbeben berühmt und berüchtigt und jedem genügt die Kenntnis dieser Tatsache und keiner wünscht sich das Erleben eines solchen Bebens.
Am Abend vor der Premiere lag nicht nur die bei solchen Anlässen übliche Hochstimmung in der Luft, nein, irgendetwas undefinierbar Bedrohliches mischte sich darein. Alle Nerven waren bis zum Äußersten gespannt und nicht nur die Menschen, auch die Tiere schienen davon befallen zu sein.
Direkt nach der Pause hatte Marcella mit ihrer Löwengruppe ihren großen Auftritt. Beim Anblick der schönen jungen Frau inmitten der Raubtiere erhob sich stürmischer Applaus und das japanische Publikum feierte schon im Voraus die zu erwartende Sensation.
Marcella konzentrierte sich aufs Höchste, um ihre Nervosität zu meistern, denn auch die Tiere schienen etwas unruhiger als gewöhnlich, gehorchten aber ihren Anweisungen aufs Wort.
Trotzdem konnte sie sich eines gewissen Unbehagens in der Magengrube nicht erwehren, wenn sie an den Höhepunkt der Dressur dachte: Sie würde einem der Löwen befehlen, auf eine große Schaukel zu steigen. Alsdann würde sie sich auf ihn setzen und sachte hin und her schwingen. Wer etwas von Löwendressur versteht, weiß, dass das eigentlich eine Unmöglichkeit ist. Marcella aber war es gelungen und sie hatte damit eine weltweit einmalige Dressurleistung erreicht. Und nun war es so weit! Erstmals sollte in Tokio ein Löwe auf einer Schaukel stehen und mit einer Frau auf dem Rücken hin und her schwingen!
An diesem Abend war es nicht einfach, den Löwen auf die Schaukel zu bringen. Er fauchte und grollte, als ihn Marcella dazu aufforderte. Aber dann stand er doch und Marcella konnte vorsichtig auf ihn steigen, wobei sie leise auf ihn einredete und ihn zu beruhigen versuchte.
Sie spürte die ungeheure Erregung, in der sich das Tier befand! In diesem Augenblick passierte es! Gerade, als sie sich behutsam auf seinen Rücken setzte, verlosch im ganzen Zirkus das Licht und die Erde fing an zu beben.
Ein einziger großer Schreckensschrei ertönte aus dem Publikum. Marcella trat der Angstschweiß aus den Poren und sie wurde fast ohnmächtig vor Schmerzen. Der Löwe hatte sich in seiner Angst gegen die rechte Haltestange der Schaukel gedrängt und Marcellas Bein eingeklemmt.
Mit ganzer Kraft drückte er dagegen und Marcella spürte in ihrem Schmerz, wie eine warme Flüssigkeit an ihrem Bein hinunterlief, und sie glaubte, der Löwe hätte ihr das Bein zerquetscht.
Dann endlich flammte das Licht wieder auf, und der Löwe verringerte seinen Druck, sodass Marcella heruntersteigen konnte. Sie schickte die Löwen aus der Manege.
Während des nun einsetzenden Applauses konnte Marcella einen Blick auf ihr stark schmerzendes Bein werfen und stellte mit Erleichterung fest, dass es nicht zerquetscht worden war. Es war auch kein Blut geflossen. Der Löwe hatte sie in seiner Angst angepinkelt.