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Leseprobe für das Buch Erinnerungen einer Lehrerin von Karin Peters:

Auch die Republikflucht nahm zu. Die gut ausgebildeten Facharbeiter, Ingenieure oder Ärzte setzten sich verstärkt in den Westen ab. In der ARD wurde man über einen der spektakulärsten gelungenen Fluchtversuche informiert. Hier flohen zwei Familien in einem selbstgebauten Heißluftballon über die Grenze von Thüringen nach Bayern.

Auch in den Klassen wurde ich mit diesem Problem konfrontiert. Der Vater eines Schülers kam nach einem Besuch in Braunschweig nicht mehr zurück. Der Sohn war sehr unglücklich. Nach einigen Tagen meldeten sich bei mir zwei Herren, die Näheres über den Jungen und die häuslichen Verhältnisse wissen wollten. Es gab nur Positives zu berichten. Nach sieben Monaten waren die Mutter und mein Schüler dem Vater gefolgt. Natürlich gab es dazu von den Mitschülern viele Fragen.

Am liebsten sollten wir als Lehrer solche Begebenheiten totschweigen, und doch versuchten wir, Antworten zu finden. Das war ein zweischneidiges Schwert, denn zum einen waren wir sozialistische Lehrer, die so etwas zu verdammen haben und zum anderen sind das Menschenschicksale, die uns innerlich sehr bewegten, besonders, wenn wir die Personen kannten.

Ich konnte doch meiner Klasse nicht sagen, euer Mitschüler ist ein Verräter, wie man es in Zeitungen über Republikflüchtige zu lesen bekam. Er war ein sehr fleißiger, ordentlicher und liebenswerter Junge, der auch wegen seiner Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sehr beliebt war. Seine Mutter arbeitete eifrig im Elternaktiv mit. Was sagt man Vierzehnjährigen, die nach der Wahrheit suchen und ich sie selbst nicht wusste, weil ich nur diese, meine DDR kannte. Wir unterhielten uns einfach über ihn und erinnerten uns an gemeinsame schöne Begebenheiten. Ich sagte ihnen, dass eine Familie zusammengehöre und den Grund, weshalb der Vater dort blieb, wisse ich nicht. Das war meine Wahrheit.

Anlässlich der Feierlichkeiten des dreißigsten Jahrestages der DDR bekam ich eine Reise nach Moskau und Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geschenkt. Leider konnte mein Mann nicht mitfahren, da es eine Auszeichnung war und die Plätze nicht für Partner gedacht waren. Niemals waren wir so weit voneinander getrennt. Ich spürte tief im Inneren das unbeschreibliche Gefühl der Trauer, des Unglücklichseins, besonders bei der Besichtigung der grenzenlosen Schönheit und Pracht der Kunstschätze in Petersburg. Ich war traurig, weil ich gern die Freude, dieses Schöne mit einem vertrauten Menschen geteilt hätte. Obwohl ich ein sehr optimistischer und fröhlicher Mensch bin, kommt das Gefühl immer dann, wenn ich alleine etwas Wunderbares erlebe. Es ist seltsam, aber ich denke, dass der Mensch viel Kraft hat, Schlimmes alleine durchzustehen. Aber er benötigt in schönen Momenten die Nähe lieber Menschen, um das Glück genießen zu können. Und deshalb war ich froh, wieder zu Hause zu sein.

Es vergingen einige weitere Jahre meines Lebens ohne besondere Höhepunkte. Wie jeder Lehrer es erleben darf, war kein Tag wie der andere. Was heute in der Methodik erfolgreich war, ist am nächsten Tag schon von Misserfolg gekrönt, Jeden Tag heißt es, sich neu auf seine Schüler einzustellen. Schon beim Eintreten in den Klassenraum konnte ich feststellen, wie welche Schüler 'gelaunt' waren. Ein kurzer Blick muss genügen, um genau zu wissen, wie ich den Unterricht beginne, um erst einmal die Aufmerksamkeit aller zu bekommen. Ich habe festgestellt, dass die ersten drei Minuten die ausschlaggebenden für den weiteren guten Verlauf der Stunde sind. Diese Zeit hatte ich, um so spannend wie möglich das Ziel der Stunde darzulegen und immer beiläufig zu erwähnen, dass ich weiß, dass jeder alles begreifen wird, wenn er konzentriert mitarbeitet. Selbstverständlich können das nur die wenigsten, aber ihr Wille war erst mal geweckt und der hielt im Durchschnitt zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten. In dieser Zeit habe ich fast immer den zu vermittelnden Stoff begreifbar machen können, ohne zu vergessen, viele lobende Worte für das gute Arbeiten einzelner Schüler einzuflechten