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Erzählungen
von Caritas Führer, Fuehrer:

Ein Stern, ein verirrter, oder Madonna 913

Ich stehe vor der Tür. Heute muss ich klingeln, sonst wollte ich. Ich habe Angst. Das sagt sich so. Wozu Angst, wo alles vorbei ist. Mit der Trauer bin ich fertig geworden. Jetzt habe ich Angst ihr zu begegnen. Schubert, einmal klingeln. Ich gehorche, begegne der Mutter. So hätte Annegret ausgesehen mit fünfundvierzig, denke ich. Genau so, etwas klüger vielleicht. Auf einmal habe ich das Gefühl, A. sei dort, wo sie jetzt ist, gut aufgehoben und in Sicherheit.

"Kommen Sie herein." Ich fühle mich wie im Weggehen, trete aber über die Schwelle.


Wie sie aussah? Nicht gut, nicht schön, so immerhin, dass sie auffiel. Ich weiß das heute nicht mehr, wo mir nur noch Fotos geblieben sind, die ich anstarre, Fotos, die lebendig wirken, so, als müsse es das Mädchen in engen schwarzen Hosen immer noch geben - und immer weiter, als sei sie unverwundbar, weil jung.

Sie kam als eine der letzten die Treppe herauf zum Speisesaal. Wir saßen schon bereit zu besichtigen, was es da an Neuen zu sehen gab. Wir, das waren die vom Zweiten, die Erfahrenen, die nur noch drei Jahre Lehrzeit vor sich hatten. A. wirkte nicht groß, ich glaube, sie war einsachtundsechzig oder so. Sie kam, blieb im Eingang stehen, blickte erstaunt, und mir fiel auf, dass sie dunkle Augen hatte. Die Sommersprossen, über die sie sich so ärgerte, sah man im Zwielicht des Speisesaales noch nicht. Sie strich die schwärzlichen Locken aus der Stirn. Neben mir wettete jemand: "Die hat nach der ersten Woche ihr’n Kerl ausm Vierten, kannste wissen!"

A. trat zur Theke. Sie war die Einzige, die den Küchenfrauen Guten Abend sagte und sich für ihren Wurstteller bedankte. Ich weiß nicht genau, ob sie an diesem Abend zu unserem Tisch kam und fragte, ob hier frei sei, oder ob es ein andermal war. Kann sein, eine hat ihr erklärt, dass die Ersten ihre eigenen Tische haben, und ich habe gestritten, das sei egal und jeder könne sich setzen, wie er wolle. Kann sein, sie fragte an diesem oder einem anderen Abend, welches Lehrjahr ich sei, und ich lud sie auf mein Zimmer ein, Zimmer sechsundvierzig. Es ist egal. Aber ich weiß noch, dass ich die Erste war, die ihr sagte, dass hier keiner nach vier Jahren mit Siebenhundertfünfzig auf die Hand anfängt, dass es nicht möglich ist, schöpferisch zu arbeiten und dass der Lehrmeister ein Ekel ist, und sie sah erschrocken und ungläubig aus.


"Ich mache Ihnen einen Kaffee. Sie trinken doch Kaffee? - Gut. Wir trinken um diese Zeit keinen mehr, mein Mann und ich."

"Das ist das Foto", sagt der Vater und dreht sich zum Fenster. "Wir haben es vervielfältigen lassen", sagt die Mutter. Ich glaube nicht, dass sie nur hinausgeht, um Kaffee zu kochen. Ich bin mir sicher, sie steht in der Küche und schluchzt....