Seriöser Verlag
Manuela Kinzel Verlag


                Manuela Kinzel Verlag

Informationen zu allen
aktuellen Büchern

Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   NWZ 23.2.24
Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   Schwarzwälder Bote 4.3.24
Letzte Meinung zum Buch:   
seriöser Verlag   Im Zeichen des Fisches


Suche:

Neuerscheinungen

Alle Bücher anzeigen

als E-Book erhältlich

Belletristik

Bildband

Biographie

Christliche Literatur

Erfahrungsberichte

Geschichte

Gesundheit

Kinder / Jugendgeschichten

Lyrik

Musik

Mundarten

Region Dessau

Region Göppingen / Hohenstaufen

außergewöhnliche Reiseberichte

Sachbücher

Theater

Tiergeschichten

Weihnachten

Sonderangebote

Vergriffene Bücher

Zurück zum Buch

Leseprobe für das Buch Von wegen Überforderung
als Grund für Misshandlung von Pflegebedürftigen
von Dr. Gerda Blechner:

Einleitung

Misshandlung von alten Menschen hat es immer schon gegeben, in allen Ländern und Kulturen und es wird sie immer geben.
Eine Tatsache wird aber viel verständlicher, wenn wir nicht nur das betrachten, was offensichtlich ist, sondern auch den Hintergrund für dieses Tun. In früheren Zeiten gehörte dazu der geschichtliche Rahmen, ab und zu auch gekoppelt mit individuellen Entscheidungen, die aber nur in diesem Kontext möglich waren.
So kam zu Urzeiten bei manchen Stämmen die gewaltsame Beseitigung von Alten vor durch Lebendig-Begraben, Erdrosseln, Verhungern-Lassen, Erschlagen, Aussetzen, Wegjagen. Anlass dazu waren die abnehmenden Kräfte der Alten, wodurch die ganze Gruppe benachteiligt wurde, die jede Arbeitskraft dringend brauchte.
Doch bereits nach der Entstehung von ersten Reichen und Stadtstaaten wurde Gewalt gegen alte Menschen vor allem individuell ausgeführt, jedoch begünstigt durch die gesellschaftliche Einstellung. Sei es, dass in der klassischen Zeit (500-323 v. Chr.) in Griechenland die häufige Entmündigung von Alten den Söhnen einen schnellen Zugriff auf das Familienvermögen ermöglichte, was Ihren gesellschaftlichen Status erhöhte. In den feudalen Frankenreichen musste, vom Feudalherrn gewünscht, der gesundheitlich angeschlagene Altbauer den Hof dem Sohn übergeben, da dieser kräftemäßig mehr erwirtschaftete für seinen Herrn. Oft endete diese Vorgabe von Seiten des Sohnes mit Respektlosigkeit, Gewalt und sogar Mord der Alten.
Arme Alte wurden in den folgenden Zeiten individuell und von der Gesellschaft immer mehr als schnöde Kostgänger betrachtet, oft nur notdürftig versorgt, von einem zum andern abgeschoben oder in Afrika als Hexer und Hexen verstoßen.
Später folgte mit dem Erhalt von Renten schnell die finanzielle Ausbeutung durch die jungen Familienmitglieder wie heute noch in vielen Teilen der Welt und nicht nur in China die Überweisung missliebiger Alter in der Psychiatrie, was kollektiv keineswegs als ehrenrührig angesehen wird.
Auch die japanische Einstellung: 'Wenn Alte zur Last werden, haben sie die Verpflichtung, diese Welt zu verlassen', geistert bis heute in vielen Köpfen der Weltbevölkerung herum, zuweilen mit Hinzufügung 'oder ins Altersheim zu gehen'.
Dabei wird Letzteres am meisten mit Misshandlung verbunden.
Irrtum.
Zwar glichen die ersten Altersheime eher einem Zuchthaus als einer Fürsorgeeinrichtung. Aber an diesem Altenhilfesystem hat sich inzwischen vieles positiv verändert. Missstände gibt es natürlich nach wie vor, auf die schon seit langem Claus Fussek in seinen öffentlichen Auftritten und Publikationen in Deutschland hinweist. Dennoch finden nur knapp 20% aller Misshandlungen in Alters/Pflegeheimen statt und gute 80% im familiären Rahmen.
Denn fast drei Viertel aller Menschen, die ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können, leben lieber zu Hause als in einem Alten-oder Pflegeheim, so der jüngste Pflegebericht des statistischen Bundesamtes.
Aber 'Die Hölle, das sind die anderen', lautet ein Zitat aus Sartres Drama 'Geschlossene Gesellschaft'. Offenbar hat der Philosoph ausgiebig Pflegebeziehungen studiert, was ihn dann auf diesen Gedanken gebracht haben muss. Denn die Hotspots der Gewalt finden sich dabei in allen Schichten verteilt.
Ihre Gefährdung kann also unter bestimmten Umständen recht hoch sein, wenn Sie sich für den familiären Rahmen entscheiden, allerdings nicht für jede Art von Misshandlung.

Schließlich gibt es, wenn auch die Grenzen manchmal fließend sind, recht unterschiedliche Misshandlungen:
1. physische: durch schlagen, prügeln, stoßen, schütteln, würgen, an den Haaren ziehen, treten, mit Gegenständen bewerfen, festbinden, notwendige Medikamente entziehen, ohne Rücksicht auf Schädigung zu viele Medikamente verabreichen, ärztliche Hilfe vorenthalten usw...
2. seelisch-emotionale: durch drohen, entwerten, demütigen, beschämen, etwas totschweigen, belügen, nicht beachten, vernachlässigen, der Freiheit berauben, offene oder versteckte Vorwürfe anbringen, Sticheleien, Schuldzuweisung, anbrüllen, Liebesentzug, vor Dritten bloßstellen usw...,
3. materielle: durch finanzielle Ausbeutung, Taschengeld streichen, stehlen, erpressen, Testament ändern lassen, Bankauszüge geheim halten, zerstören oder beschädigen von Eigentum usw....

Doch die Fragen aller Fragen ist nun: warum kommt es zu Misshandlungen, die gesellschaftlich nicht gestützt werden?
Überforderung, schreien alle.
Falsch! Wir überschätzen diese Behauptung total.
An dieser Fehleinschätzung soll dieses Buch etwas ändern, ehrlich gesagt, ziemlich viel ändern. Dabei ist das Ziel, Ihnen zu helfen, mit Ihrer Pflegekraft besser zurecht zu kommen und sich selbst besser kennenzulernen, wenn Sie entdecken, wieviel von dem Beschriebenen auch in Ihnen steckt.

Andererseits sollen Sie auch auf Vorkommnisse, Zustände und Sachverhalte hingewiesen werden, die Ihnen zu Hause wie im Altersheim begegnen können, aber unter dem Begriff 'Kleinigkeiten' kaum erwähnt werden und dennoch schmerzen, belasten, behindern, bedrücken, beeinträchtigen, zermürben, kleinmachen, Ihre Nerven strapazieren, aufreiben.

Doch nicht immer sind es die Anderen, die einem misshandeln, sondern man selbst oder belastende Umstände bei Selbstvernachlässigung. Deshalb muss auch dieser Thematik ein Kapitel gewidmet werden.

So, nun begleiten Sie mich mal in die Realität und Pflege-Abenteuerwelt die täglich irgendwo mehr oder weniger gut abläuft. Alle Berichte dazu sind authentisch, aber die Namen geändert.

Die gewonnenen Erkenntnisse gehen übrigens jeden etwas an, denn sie werden später einmal auch den Alltag der nachfolgenden Generationen bestimmen. Schließlich sollten die Jungen von heute gelegentlich daran denken, dass sie die Alten von morgen sein werden.