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Leseprobe für das Buch Nachts zittert das Haus
Erlebnisse am Maidan 2013/14
von Charis Haska:

Teil: 2013

6.Oktober
Unsere Lebensmittel halten sich zur Zeit auch ohne Kühlschrank: Immer noch warten wir vergeblich darauf, dass auch in unserem Stadtbezirk die Fernheizung eingeschaltet wird. Sie ist meiner Meinung nach eine idiotische Erfindung, weil sie den Bürger in eine unnötige Abhängigkeit hinein entmündigt. Ist sie dann endlich an, müssen wir entgegen jeglicher ökologischer Erziehung die Fenster aufreißen, um die Temperatur zu regeln, während andere Wohnungen am Ende des Kreislaufs trotz Heizung kalt bleiben. Ein Gemeindeglied riet mir aufs Eindringlichste, eine Elektrozusatzheizung zu kaufen, da wegen der Staatsverschuldung im tiefsten Winter Zeiten kommen können, in denen die Fernheizung einfach abgeschaltet wird. Na dann Prost, warten wir darauf, dass das Stromnetz auch noch zusammenbricht. Bislang heizen wir mit dem Wäschetrockner. Im Bett ist es unter der warmen Decke gemütlich...

18.2.
22.14 Uhr
Donner vom Maidan, schon seit Stunden.
Ich denke an die Tränen der jungen Frau, die heute früh vor dem Altar von St. Katharina gekniet hat.
Gemeindeglieder rufen uns besorgt an.
Unsere Straße ist bislang noch 'ruhig'.
Hunderte von Verletzten. Steigende Zahl der Toten.
Mein Augenzeuge hat morgens beobachtet, dass die Scharf-schützen in die friedliche Menge hineingeschossen haben und die Steine werfenden Provokateure unbehelligt ließen.
Die Miliz vor der Kirche, so sagt Ralf, der vom Hundespaziergang zurück ist, blickt die Luteranska hinab und scheint von unten einen Angriff zu erwarten.
Vom Fenster aus sehen wir die immer wiederkehrende Leucht-reklame des Einkaufstempels 'Gulliver', der dem Sohn des Prä-sidenten gehört, keine halbe Stunde zu Fuß vom Maidan ent-fernt.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich als Christin jemals einer Gruppe von Menschen die Hölle wünschen würde...

19.2.
10.00 Uhr
Ralfs aktuelle Eindrücke vom Maidan: Das Gewerkschaftshaus brennt noch immer. Auf dem Maidan und Kreschtschatik selbst herrscht eine friedliche Atmosphäre. Ab und zu ist eine Granate zu hören. Es wird aufgeräumt, Müll in Müllsäcken weggeschafft.

Meine Eindrücke im Internet: Viele (!!!) Nachrichtenquellen teilen mit, dass die Kiewer U-Bahn heute nicht in Betrieb sein wird. Eine infame Methode, um die Demonstrierenden vom Maidan fernzuhalten.

20.30 Uhr
Mit Betonplatten wird auf der Kreuzung zwischen unsrer Kirche und dem Präsidentenpalast eine Festung gebaut.
Der Mitarbeiter meiner Freundin, der heute etwas in Odessa zu erledigen hatte, hat sie schon wissen lassen, dass seine Rückkehr morgen nur unter großen Schwierigkeiten möglich wird. Denn ab Uman (bekannt durch die Chassidim aus aller Welt) ist die Straße nach Kiew gesperrt, die Fahrer aus dem Süden werden alle zurückgeschickt.
Es ist so absurd, wie sich da ein macht- und geldgieriger Mensch zusammen mit seinen Konsorten vor grundsätzlich friedlich ein-gestellten Menschen schützen will! Es ist so absurd, das er das tut, nachdem er ihnen jahrelang immer mehr die Existenzgrundlage beschnitten hat.
Es ist so absurd, die Bürger auf dem Maidan mit ihren Verletzten einzukesseln. Menschenverachtend. Einschätzung meiner Freundin: Es wird eine dramatische Nacht.
Gott, stell Dich auf die Seite der Bedrohten und tritt für sie ein!

21.00 Uhr
Regenwetter.
Beim Hundespaziergang gehe ich nicht weiter als bis zum Müllcontainer vor dem Hoftor. Ich bin unendlich dankbar, dass die Müllabfuhr da gewesen ist und dass Internet, Mobilfunknetz, Leitungswasser, Strom und Gas bei uns bis jetzt weitgehend funktioniert haben.

20.2.
11.34 Uhr
Jetzt verschärft sich alles. Ralf (!!!) rief gerade ganz besorgt an, wir sollen unbedingt im Haus bleiben. Es sind Scharfschützen auf den Dächern.
Die Haushälterin meiner Freundin hat Ewigkeiten gebraucht, um zu ihr ins Zentrum zum Putzen zu kommen und stellt sich darauf ein, über Nacht zu bleiben. Auch in dem Außenbezirk wo sie wohnt, waren bereits weder Eier, noch Obst oder frisches Gemüse zu bekommen. Sie hat bestätigt, dass die U-Bahn deshalb gesperrt ist, weil sie ausschließlich zum Transport von Tituschki und Berkut verwendet wird.
Trotz des 'Waffenstillstands' hat es in der Nacht mindestens ein halbes Tausend Verletzte gegeben. Wie es aussieht, habe ich den schlimmsten Kampf (gegen 2.00 Uhr) nur verschlafen.
Gerade ruft die Optikerin von Fielmann an, bei der ich neulich versucht hatte, Kontaktlinsen zu bekommen. Da Fielmann wegen der Einfuhrbeschränkungen keine harten Kontaktlinsen besorgen kann, hatte sie mir einen Kontakt herausgesucht und wollte jetzt wissen, ob ich in der Frage schon weiter gekommen bin.