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Leseprobe für das Buch Sag, dass du mein Bruder bist! von Caritas Führer, Fuehrer:

11. Kapitel, in dem von einer blödsinnigen Fliegenangst die Rede ist.

Am allerschlimmsten ist es für Mose, wenn er eine Fliege oder Mücke sieht. Dann fängt er an zu schreien, zittert und schwitzt und lässt sich kaum beruhigen.
'Die tut nichts', brüllt Justus, 'Mann, du Doofnickel, die beißt doch nicht!'
Aber bei dem Wort 'beißt' schreit Mose noch mehr und flüchtet sich zu Mama. Er will nicht mit in den Garten gehen, weil dort Fliegen sein könnten. Er will gar nicht mehr hinausgehen, sagt er.
'So geht das nicht auf die Dauer', meint Mama. 'Du kannst doch nicht nur in der Stube hocken!'
'Doch, Stube hocken ist schön.'
Mama kommt mit in den Garten und passt auf Mose auf. Und wenn etwas durch die Luft summt, dann stürzt sich der Kleine in Mamas Arme und lässt sich beruhigen. Nach einer Weile gehen sie alle wieder ins Haus.
Hinter dem Haus haben Richters einen schönen kleinen Garten. In der Mitte hat Papa ein rundes Blumenbeet angelegt.
Und dann gibt es noch den Pavillon. Das ist ein offenes Häuschen, in dem man auch bei Regen spielen kann.
Das Beste an dem ganzen Garten aber ist die Schaukel. An den oberen Haken kann Justus Ringe einhängen oder ein Brett. Flink wie ein Wiesel klettert er dazu an der Stange hoch. Für Mose haben sie ein Brett mit Gitter vom Boden geholt. Damit schaukelt Justus schon lange nicht mehr.
Im vorderen Teil des Gartens steht der Sandkasten. Justus hat jede Menge Sandspielzeug. Und einen Holzroller. Am liebsten aber hat er sein Tretauto.
Der Garten ist ziemlich prima, findet Justus. Aber nicht, wenn jemand dauernd Angst vor Fliegen hat und brüllt.
Mose ist nun schon drei Tage da. Am dritten Tag klingelt Zack an der Tür.
'Kommst du mit runter?', fragt er Justus. 'Wir wollten doch auf dem Schlossplatz Tretauto fahren.'
Justus ist begeistert. 'Komme sofort', sagt er und zieht die alten Turnschuhe an. Justus kann schon in Null Komma nichts die Schleifen binden.
'Ich hab’n schönen Krachmacher gebaut', sagt Zack und hält eine Blechdose hoch. Der Deckel ist mit Klebestreifen festgemacht, und wenn man die Büchse schüttelt, rumpeln innen drin Steinchen.
'Prima', meint Justus, 'echt gute Idee. Woll’n wir das Ding ans Tretauto binden?'
Zack hat keinen Bindfaden, aber Justus weiß, wo Mama welchen aufbewahrt.
Plötzlich steht Mose im Flur.
'Wer issn das?', fragt Zack entgeistert, als Justus mit dem Faden kommt.
'Ach, das ist Mose.'
'Ist der bei euch zu Besuch?'
'Nee, das heißt, eigentlich ja. Der wird mein Bruder, später. Irgendwann.'
Zack sagt erstmal gar nichts mehr. Er ist total sprachlos.
'Kann der deutsch?'
'Na klar, Mann, der ist doch von hier.'
'Der ist nicht von hier, das issn Neger!'
'Ach halt die Klappe, Zack, du weißt überhaupt nichts. Und Neger sagt man nicht, das ist’n Schimpfwort.'
Mose steht die ganze Zeit stumm im Flur und hört zu. Dann geht er zu Zack hin und fragt: 'Heißt du Zack?'
Justus sagt: 'Der heißt Robert. Aber der will immer alles ganz schnell machen, eben zack, zack. So, und wir gehn jetzt raus auf’n Schlossplatz. Du kannst bei Mama bleiben.'
'Ich will mit.'
'Nee', sagt Justus, 'nur große Jungs fahren auf dem Schlossplatz. Tapfere Jungs, wie wir, die keine Angst vor Fliegen haben.'
Durch die zugeklappte Tür hören sie Mose weinen und nach Mama rufen.



12. Kapitel, in dem Justus feststellt, was Mose alles nicht kann.

Am vierten Tag ruft Papa im Kinderheim an, denn der Urlaub ist zu Ende und Mose soll wieder zurück ins Heim. Vater telefoniert eine ganze Weile. Dann sagt er zur Mutter:
'Er kann bis zum Wochenende hier bleiben.'
'Ist mir recht', meint Mama. 'Ich würde ihn ohnehin gleich dabehalten.'
'Im Kinderheim wird umgebaut und renoviert. Das blanke Chaos. Alle Kinder, die noch Angehörige haben, werden nach Hause geschickt. Die Heimleiterin war richtig erleichtert, als ich sagte, es hätte keine Eile bei uns.'
Justus weiß nicht, ob er sich freuen soll oder nicht. Er hat Mama gleich gesagt, dass er nicht die ganze Zeit auf Mose aufpassen will.
'Das musst du doch auch gar nicht', hat Mama geantwortet. 'Zum Aufpassen sind wir Eltern da. Aber manchmal könnt ihr ruhig zusammen spielen.'
Das will Justus auch. Es gefällt ihm, dass Mose noch rein gar nichts weiß und dass er ihm alles erklären kann.
Zack kommt jeden Tag. Er will unbedingt, dass Mose mitspielt. Aber der hat kein Tretauto und steht nur am Schlosstor und sieht zu.
Manchmal brüllt er wegen einer Fliege. Dann rast Justus laut klingelnd zu ihm hin und schreit: 'Hier ist der Rettungsdienst, haben Sie einen Moment Geduld!'
Er nimmt Mose in den Arm, bis der sich beruhigt hat. Mose fühlt sich weich an. Justus mag es, wenn der Kleine seine Arme um ihn legt.
Mama hat gesagt: 'Du machst das richtig gut, Justus. Bald wird Mose gar keine Angst mehr haben, weil er sich bei uns sicher fühlt.'
'Mose hat gar nicht wirklich Angst vor Insekten', meint Zack und erklärt: 'Meine Mutter sagt, er hat überhaupt Angst, vor allem. Weil er hier fremd ist. Da nimmt er seine Angst und bindet sie an den Fliegen fest. Ich hätte auch Angst, wenn ich plötzlich neue Eltern kriegen würde. Aber ich würde nur brüllen, wenn Elefanten kommen, das ist nämlich nicht so oft.'
Justus staunt. Zack redet wie jemand, der schon über acht ist und in die Schule geht.