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Inspiriert von den vielen Pioniergeistern, die mutig neue Wege beschritten hatten, entstand die Geschichte von Cali & Micky. Diese Handlung ist frei erfunden, aber mit einem spannenden Twist versehen. Die Charaktere und einige zugespitzte Ereignisse basieren auf wahren Begebenheiten. Ein kleiner Seitenhieb geht dabei an meinen 'liebevoll' strengen Lehrgesellen bei BMW. Die in der Geschichte erzählten Autopannen und das Knacken verriegelter Türen sind jedoch bewusst nicht eins zu eins beschrieben, um keine Anleitungen für Nachahmer zu liefern. Hiermit bitte ich meine Kollegen im Kfz-Gewerbe um Nachsicht, falls euch dabei ein technischer Fehler ins Auge springt. Ich möchte zudem die Gelegenheit nutzen, eine Lanze für die häufig unterschätzten und als unsportlich belächelten Golfspieler zu brechen. Wer eine 18-Loch-Golfrunde in Angriff nimmt, legt rund zehn Kilometer in etwa vier Stunden zurück. Dabei greifen sie regelmäßig zu einem der zahlreichen Schläger und schlagen mit gleichbleibend kraftvollem Schwung, mental stark und vor allem präzise den Gummiball auf über 200 Meter weit das Fairway entlang. Somit werden 140 Muskeln beansprucht, die sich wie ein Korkenzieher bis an ihre Grenzen dehnen, um eine perfekt kontrollierte 'Muskelpeitsche' zu entfesseln. Für ehrgeizige Golferinnen und Golfer ist eine 18-Loch-Runde daher alles andere als ein gemächlicher Spaziergang. Ähnlich wie Biker sich auf der Straße kameradschaftlich mit dem Biker-Gruß begegnen, erfährt nach Etikette ein gleichgesinnter Golfkamerad dieselbe freundschaftliche Wertschätzung, und sie duzen sich in ihren bunt zusammengewürfelten Flights. In der Regel blendet eigentlich keiner mit seinem Status bis auf wirklich wenige elitäre Ausnahmen, die meist aber an ihrem teuren Equipment und dem schlechten Handicap zu erkennen sind, dabei kleingeistig alles regelkonform monieren und die Verantwortung für ihr schlechtes Spiel beim Greenkeeper anhand der unspielbaren Platzverhältnisse oder eben einem nicht stillstehenden Mitspieler suchen. Diese Spezies ist aber wahrlich selten, und der große Teil begegnet sich auf Augenhöhe wie Biker-Kameraden auf der Straße oder beim geselligen 19. Loch im Clubhaus, also nicht distanziert. Mein besonderer Gruß gilt der facettenreichen und liebenswerten Stadt Hamburg, die für mich ein Herzstück der Geschichte ist. Bei der Anreise kurz vor Hamburg verdeutlichte sich der erste Schock, als sich die Abteiltür öffnete: Ein zugestiegenes Rentnerpaar fragte die jugendliche Clique aus dem südlichsten Schwarzwald, ob sie sich im richtigen Zug nach Hamburg befänden. Die knappe Antwort von Huntsche: „Jo, Welläwäg scho!“ Übersetzt auf Deutsch: Gewiss, da sind Sie hier richtig! Die ältere Dame schloss sogleich erschrocken die Abteiltür und wandte sich an ihren Mann: „Oh Gott, die können ja gar kein Deutsch.“ Das war für alle ein echter Kulturschock – ein Eindruck, der sich bei der ersten Begegnung mit den „Rinnstein-Prinzessinnen“ auf der Reeperbahn noch verstärkte. Auch das Staunen beim Anblick der gigantischen Tank- und Passagierschiffe im Hamburger Hafen bleibt unvergessen. Nun, nach mittlerweile dreißig Jahren, reist eine Gruppe immer noch jährlich nach Hamburg, und zwei junge Hamburger Familien sind sogar aus unserem Hintschinger Dorf gebürtig – was wohl einiges über den bleibenden Reiz dieser Stadt aussagt. Ich hoffe, dass diese Geschichte dem Leser ebenso schöne Bilder und Erinnerungen eröffnet, wie sie uns geblieben sind. Viel Spaß beim Eintauchen in die verklärte Aschenputtel-Geschichte, in der sich Micky und Cali gegenseitig aus dem Sumpf ziehen. Vorgeschichte Mittwoch, 1. April 1994: Es ist Caspar Walters erster Arbeitstag im BMW-Autohaus Rebholz in Hamburg-Mitte. Das regnerische Wetter an diesem Tag passte perfekt zu seiner ersten Aufgabe, die ihm Werkstattmeister Herr Schäfle aufgetragen hatte: Bei einem 316i Modell E30, dem kleinsten Auto in der BMW-Familie, sollte er die Kupplung wechseln. Der kleine Vierzylindermotor bot für BMW-Verhältnisse ausreichend Freiraum, so dass die Arbeit nicht allzu schwer sein sollte. Doch für einen Gesellen, der erst im Februar seine Ausbildung bei Renault abgeschlossen hatte, war dies eine anspruchsvolle neue Aufgabe. Umgeben von einem Dutzend erfahrener Gesellen und neugieriger Lehrlinge, die eifrig Sommerreifen wechselten, fand sich Cali, wie ihn seine Freunde nennen, in einer ungewohnten Situation mit vielen neuen Kollegen wieder. In seinem vorherigen, familiär geführten Renault-Betrieb herrschte ein viel ruhigeres Arbeitsklima. Dennoch musste er diese Herausforderung meistern. Herausforderungen waren für Cali grundsätzlich nie ein Problem. Doch diese vermeintlich einfache Aufgabe entwickelte sich schnell zu einem Alptraum. Unglücklicherweise war die Getriebeaufhängung nur mit einem Sicherungsbolzen befestigt und nicht verschraubt. Ein hörbares, fürchterliches Knacken des Alugussgehäuses und die plötzlich lose Schraubenmutter signalisierten sofort, dass etwas beschädigt war. Das Gefühl, dass nun etwas gebrochen sei, durchzuckte ihn bis in die Magengrube. Sein ehemaliger Lehrmeister hatte stets gewarnt: „Nach Fest kommt Ab!“ Der Fehler lag jedoch nicht an fehlendem Feingefühl für das Material, sondern an seiner übermotivierten Herangehensweise, es den umstehenden Gesellen zu beweisen. Obwohl die Arbeit an einem kleineren Auto wie einem Renault, wo der Reparaturfreiraum sehr begrenzt ist, schwieriger war, erforderte das Kabelgewirr im Motorraum bei den Franzosen eine weit komplexere Fingerfertigkeit als bei diesen „pillepalle“ weiß-blauen Luxuskarossen. Leider führte dieses Missgeschick zu einem zerstörten Getriebe und verursachte am ersten Arbeitstag einen Schaden von 5.000 DM. Das einzige Licht am Ende des Tunnels war, dass in den 90er Jahren die meisten Betriebe über Gruben als Wartungsplätze verfügten. So konnte keiner sehen, in welchem Dilemma sich Cali unten in der Grube befand. Zudem war es von Vorteil, dass Werkstattmeister Herr Schäfle Verständnis für Neulinge aus fremden Markenbetrieben zeigte und sich nicht ständig nach dem Stand der Dinge erkundigte, sondern die Arbeit ruhig und ohne Störung durchführen ließ. Man sagt, Ehrlichkeit währt am längsten. Vor allem ist sie die Basis für ein funktionierendes Miteinander, und Herr Schäfle schien mehr als nur nett zu sein. Doch am ersten Tag mit einem solchen Schaden aufzuwarten, wäre ein Unding. Also machte Ehrlichkeit keinen Sinn, das Getriebe war ohnehin bereits Michaela verharrte zunächst in einer paralysierten Schockstarre und hegte inzwischen eine andere Hoffnung. Nämlich, dass der Einbrecher sehr bald wieder die Kurve kratzen und sie sich nicht der Herausforderung stellen müsste. Vielleicht würde, nein, er wird es eilig haben, und bei ihr gäbe es ja nicht viel zu holen. Michaela war eine junge Frau, die Luxuslabel verachtete und nicht mit ihrem Status in der Öffentlichkeit protzt. Ebenso hatte sie noch nie ein Faible für Schmuck. Also dachte sie nicht im Geringsten daran, sich dieser unbekannten Gefahr zu stellen. Sollte er doch mitnehmen, was er wollte. Hauptsache, sie würde nicht mit dem Typen in eine direkte Konfrontation verwickelt. Sie nahm sich einen Stuhl, stellte sich darauf und platzierte sich hinter der möglicherweise aufgehenden Schlafzimmertür, da sie ja nicht wusste, wie groß der Typ wäre und sie somit einen treffsicheren Kopfschlag platzieren könnte. Cali bemerkte zunehmend, dass in der Wohnung kaum etwas zu finden war, und wurde langsam ungeduldig. Irgendwie entsprach diese Wohnungseinrichtung so gar nicht dem, was er von Herrn Willenborg mit seinem sonst so protzigen Erscheinungsbild erwartet hätte. Doch er wollte sich hierüber keine Gedanken machen, sondern endlich fündig werden. Dazu betrat er die Nebenräume, in der Hoffnung, irgendwo ein Arbeitszimmer mit versteckten Wertgegenständen oder Ähnlichem zu finden. Unbedacht betrat er zügig Michaelas Schlafzimmer. In dem Moment, als er durch die Tür schritt, erkannte er im Augenwinkel etwas Eigentümliches über den Türrahmen ragen. Außerdem öffnete sich die Tür nicht so weit wie die anderen und stieß auf ein Hindernis. Sein Blick richtete sich sofort auf das, was sich hinter der Tür verbarg, was er dann in erschreckender Weise als einen auf ihn niedergehenden Knüppelstock ausmachte. Der verdammte Stock streifte seinen Kopf, den er gerade noch wegducken konnte, und schrammte dabei schmerzhaft über sein Ohr, bevor er mit voller Wucht auf seinem Halsmuskel aufschlug. Cali war da schon in der Wegsprungbewegung und stürzte sich, dem von oben herabkommenden Schlag ausweichend, zu Boden. Michaela, die ihre ganze Kraft in den Schlag gelegt hatte, befand sich im Abwärtssprung vom Stuhl. Der unerwartet große „Gauner“ war nur 1,73 m groß, wodurch ihre Ausholbewegung und der Schlagweg länger wurden, als sie versucht hatte, ihn niederzustrecken. Als sie auf dem Boden landete, stand sie mit gespreizten Beinen direkt über ihm. Ihr einziger panischer Gedanke war nun, so schnell wie möglich zu fliehen. Als sie zur Tür sprintete, hob Cali reaktionsschnell sein Bein und brachte sie dadurch im Flur zu Fall. ... Cali parkte direkt in der Tiefgarage und machte sich auf den Weg zu Micky. Auch nach mehrmaligem Klingeln öffnete niemand die Tür. Den Gedanken, Micky mit diesem Verschlaf-Trick davonkommen zu lassen, hatte er nicht. Deshalb hämmerte er laut an die Tür und rief nach Micky. Die Bewohner der unteren Wohnung machten sich im Gang bemerkbar und baten Cali, den Krach zu unterlassen. Micky öffnete trotz Bitten nicht die Tür. Cali rief, sie solle sofort aufmachen, ihr Auto stehe ja noch in der Tiefgarage. Andernfalls werde er zu Herr Willenborg ins Geschäft gehen und sich den Schlüssel geben lassen. Dies hörte natürlich Micky, die schon lange in der Küche stand und dieses Angst-einflößende Unterfangen einfach nicht mehr durchziehen wollte. Mit dem hartnäckigen Cali hatte sie nicht gerechnet. „Ist ja gut!“, hörte Cali sie laut aus der Wohnung rufen, begleitet von lautem Poltern. Nach einiger Zeit kam Micky schnellen Schrittes an ihm vorbeigelaufen und sagte: „Bullshit, … das hier ist der reinste Bullshit … shit … shit!“ Wortlos fuhren sie dann gemeinsam zum Flugplatz. Cali fuhr dieses Mal mit dem Vitara Cabrio, denn Micky war nun wirklich sehr beunruhigt und die Angst war ihr deutlich anzusehen. Auch Cali zweifelte an seiner Idee, ob es richtig war, sie dieser Gefahr auszusetzen. Schließlich hatte er diverse Erfahrungen, die er ihr immer noch verschwieg. Aber realistisch betrachtet hatte Micky wohl ernstzunehmende Selbstbewusstseinsprobleme. Cali dachte, es sei doch nur die fremde Frau Windisch, der es ziemlich egal sei, in welchem dunklen Loch er sitze. Ihre Probleme seien im Vergleich zu seinen fatalen, schwerwiegenden und immer noch ausweglosen Problemen der reinste Witz. Er wollte seine nicht vorhandene Zeit nicht mit ihr verschwenden, während er sein eigenes Leben endlich wieder in den Griff bekommen sollte, anstatt solche kindischen Unternehmungen mit ihr zu veranstalten. Es wäre Zeit, wieder einen Gang zuzulegen, um das Ganze hier zu beenden. Aber sie so ängstlich und zweifelnd dasitzen zu sehen, hätte ihn bei jeder anderen Frau dazu gebracht, sofort alles abzubrechen. Rückblickend hatten all seine feigen Kumpels vor diesem Termin gekniffen, während er Micky buchstäblich zu diesem Sprung gezwungen hatte. Das schlechte Gewissen nagte immer stärker an ihm, doch bevor er es weiter überdenken konnte, fanden sie sich bereits in der Gaststätte wieder, umgeben von der versammelten Mannschaft. Die Fröhlichkeit der anderen wirkte plötzlich deplatziert, fast wie eine Last, die auf seinen Schultern wuchs. Während sie dort standen, fühlte sich Cali, als ob sich die Luft im Raum verdichtete. Der Blick auf Mickys blasses Gesicht und ihre unsicheren Hände ließ ihn erkennen, wie weit er sie tatsächlich getrieben hatte. Was als mutiger Schritt begonnen hatte, fühlte sich nun wie ein schwerer Fehler an. ... Das riesige Zuchtgestüt und der prachtvolle Gutshof klangen nach einem Abenteuer, das Cali sicher genießen würde. Mit einem neugierigen Lächeln fragte sie ihn, ob er denn reiten könne. Erstaunlicherweise konnte Cali das tatsächlich. Er erzählte ihr von seiner Kindheit, in der er eine Zeit lang versessen auf Pferde gewesen war. Sogar einen zweiwöchigen Reitkurs in seinen Ferien hatte er gemacht. Micky war überrascht, nicht nur von dieser unbekannten Seite an Cali, sondern auch davon, wie unterschiedlich ihre Erfahrungen mit Pferden waren. Obwohl sie sich das luxuriöse Hobby problemlos hätte leisten können, hatte Micky nie etwas mit Pferden anfangen können. Florin hatte versucht, sie dafür zu begeistern. Micky sagte, dass beim Besteigen eines stattlichen Schimmels immer Angst mitschwinge. Mit einem süffisanten Lächeln entgegnete Micky: „Im Gegensatz zu Calis Beziehung kann ich sehr wohl Florin gegenüber meinen Unmut benennen, denn ein ‚Nein, das kann ich nicht‘ gilt in Florins Wortschatz als akzeptabel.“ Der Abend mit Cali verdeutlichte Micky, in welch tiefer Sackgasse er sich befand und wie sehr er vor dem Abgrund eines entmutigenden Lochs stand. Sie konnte endlich verstehen, wie stark er sich in die Enge gedrängt gefühlt haben musste, um zu solch verzweifelten Handlungen wie dem Außer-Gefecht-Setzen von Herrn Willenborg und dem Planen eines Einbruchs fähig zu sein. Zwar konnte sie dieses Verhalten nicht gutheißen, doch andererseits wäre es ohne diese schicksalhafte Begegnung nie zu der segensreichen Freundschaft mit Cali gekommen. Insgeheim war sie dankbar, dass sich die Ereignisse so entwickelt hatten. An diesem Abend fasste Micky für sich eine wichtige Entscheidung. Die schnöden Einbruchschulden hatte sie ihm damalig schon erlassen, aber das war bei weitem nicht genug, um Cali das zurückzugeben, was er in ihrem Leben mit seiner Persönlichkeit bewirkt hatte. Sie wollte ihm sein Leben grundlegend erleichtern, denn Cali hatte ihres so maßgeblich und positiv verändert. ... Der Anwalt war bei dem Gespräch distanziert und kurz angebunden, und die Geschäftsführer ließen sich erst gar nicht blicken. Stattdessen musste Cali sich mit Mitarbeitern der Rechtsabteilung zufriedengeben. Als Cali schließlich den Gesprächstermin verließ, fühlte er sich betrogen. Er wurde sich schmerzlich bewusst, wie leichtgläubig er den Versprechen der Geschäftsleitung aufgesessen war. Das Gefühl des Verrats war überwältigend. Cali fühlte sich von allen Seiten im Stich gelassen. Die freundschaftlichen Geschäftsverhandlungen, die ihm so vielversprechend erschienen waren, hatten sich als listige Falle entpuppt. Hatten die Geschäftsführer von MobiFlex ihn von Anfang an getäuscht? Mit jedem Schritt, den er tat, versank Cali tiefer in Gedanken an die Katastrophe, die auf ihn zukam. Er war allein und ohne Unterstützung. Er wusste nicht, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte. Die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben, und er war sich nicht sicher, ob er diesmal den Kampf gewinnen könnte. Die Last, die auf seinen Schultern ruhte, war schwerer als je zuvor, und die Dunkelheit, die ihn umgab, schien undurchdringlich. ...… Während sie so beisammensaßen, wurde Micky klar, dass dieser Abend mehr war als nur eine Gelegenheit, sich abzulenken. Man konnte nachdenken und sich austauschen, was ihr half, neu auf die Herausforderungen in Calis und auch in ihrem eigenen Leben zu schauen. Und obwohl sie wusste, dass die bevorstehenden Wochen und Monate schwierig werden könnten, fand sie in diesen Gesprächen eine Art Hoffnungsschimmer. Vielleicht gab es doch eine Chance, Cali zu helfen, und womöglich wäre die MobiFlex-Verbindung der Schlüssel dazu. Da kam Jupp auf eine Idee. Die Geschäftsleitung sei auch bei diesem Festival vertreten! Richtig, erinnerte sich Florin, und zu Beginn werde eine Biker-Rundfahrt veranstaltet, die nach Abschluss von der anwesenden Geschäftsleitung auf der Bühne begrüßt werde. Bei dem Gedanken sinnierte Jupp über Florins Rolle: „Micky hat aufgrund des Tamagotchi-Projekts einen sehr guten Branchenruf erworben. Wenn nun über eine Hintertür eine geniale Vermarktungsidee der Geschäftsleitung schmackhaft gemacht werden könnte, die wiederum Micky speziell für dieses Unternehmen kreiert, dann hätte sie Einsicht auf die Vermarktungsstrategien und Absatzzahlen dieses Unternehmens. Vor allem könnte sie den Zugriff auf sämtliche Kundendaten der Regenschutzscheibe einfordern.“ Florin war alles andere als begeistert von der Idee. „Ob ich das jetzt richtig verstanden habe? Ich soll diese Kontaktanbahnung einfädeln?“, fragte er skeptisch. Jupp, der den Vorschlag durchaus durchdacht hatte, räumte ein, dass der Plan noch nicht vollständig ausgearbeitet sei. „Im Grunde fällt es mir leichter, Kunden von unserer Agentur zu überzeugen. Zudem muss im Verlauf des Gesprächs ein stimmiges Konzept als Anreiz dienen“, fügte Jupp hinzu. Doch Florin ließ sich nicht so leicht überzeugen und konterte: „Dann haben wir ja die Lösung! Ich und meine Clique begleiten Jupp auf einem Motorrad zu diesem Event und Jupp kann die geschäftliche Komponente bei diesem Deal erfolgreich vermitteln.“ Mit einem schelmischen Grinsen wusste Florin genau, dass er Jupp damit in eine unangenehme Lage bringen würde. Und tatsächlich, nun war es Jupp, der alles andere als begeistert war. „Ich habe es schon richtig verstanden“, murmelte er, „aber wenn, dann nur in Begleitung auf Florins Sozius hinten drauf.“ Florin, der sich amüsiert in den Sattel seines Imponier-Gefährts versetzte, lachte auf. „Kein mittelalter Herr kann bei einem jungen Biker auf dem Sozius sitzen, Jupp!“ Vor allem sei der Ninja-Sozius nur für einen jungfräulichen Knackarsch konzipiert! Mit so einem Auftritt werde das eher lächerlich wirken. „Du müsstest schon selbst fahren und einen eingefleischten Tourenfahrer mimen, um bei der Geschäftsleitung überhaupt ernst genommen zu werden.“ Jupp seufzte, während er sich die Schwierigkeiten dieses Unterfangens ausmalte. Die Idee, sich auf ein Motorrad zu schwingen und eine Rolle zu spielen, die so gar nicht seiner Natur entsprach, gefiel ihm überhaupt nicht. Doch die Notwendigkeit, Cali zu helfen, wog schwerer als sein Unbehagen. Micky, die die Unterhaltung mitverfolgte, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie wusste, dass beide Männer ihre Egos überwinden müssten, wenn sie Cali wirklich unterstützen wollten. |