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Leseprobe für das Buch Auf gefahrvollen Wegen durchs Römische Reich
Im Zeichen des Fisches
von Stefanie Lutz:

Leseprobe: 1.) Bei den Alamannen

Es war eiskalt. Der Vollmond erleuchtete gespenstisch die abgeernteten Felder und die Bäume, die unter der schweren Schneelast ächzten und knarzten. Da - plötzlich bemerkte ich, wie sich aus dem Wald dunkle Schatten den Weg durch den Schnee bahnten. Sie kamen direkt auf mich zu! Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
Der Schreck fuhr mir in die Knochen - Wölfe!
Ein aus etwa zehn Tieren bestehendes Rudel kam geradewegs auf mich zu. Ich wollte davonrennen, doch durch den Schnee, der mir bis knapp unterhalb des Knies reichte, war an rennen gar nicht zu denken. Die Wölfe heulten immer lauter. Ich kämpfte mich Schritt für Schritt weiter voran, getrieben von blanker Angst. Ich wollte schreien, aber der Schrei blieb mir im Hals stecken. Immer wieder drehte ich mich verzweifelt um - sie kamen näher und näher, so nah, dass ich ihr Hecheln und grollendes Knurren hören konnte. Dann hatten sie mich erreicht! Der Leitwolf stand keine drei Meter von mir entfernt.
Die Ohren angelegt, fletschte er die Zähne, knurrte gefährlich laut, als er mich mit seinen riesigen roten Augen drohend anfunkelte. Sein Speichel tropfte in den Schnee. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein Herz schlug mir bis zum Hals vor Angst. Da löste sich ein Schrei aus meiner Kehle: 'JESUS!'
In diesem Moment schreckte ich aus dem Traum hoch. Ich war schweißgebadet. Das Herz hämmerte laut in meiner Brust. Arnulf und Hildegund, meine alamannischen Adoptiveltern, standen neben dem Podest, auf dem ich lag. 'Faustus!' Hildegund strich mir sanft über die feuchte Wange. 'Ganz ruhig, mein Junge! Du hast nur geträumt. Du bist bei uns hier im Langhaus, im Freien Germanien, jenseits des Limes. Du bist in Sicherheit!'
Erleichtert atmete ich tief durch und lächelte Hildegund an. Arnulf, der Clanchef der Alamannen, legte seine große Hand auf meine Schulter und fragte mitfühlend: 'Was hast du denn geträumt, mein Sohn?'
Ich setzte mich auf, so dass die beiden neben mir Platz nehmen konnten.
Der Rest der Familie, Knechte, Mägde und Sklaven waren ebenfalls alle durch meinen Schrei aus dem Schlaf gerissen worden.
Mit noch etwas zittriger Stimme fing ich an zu erzählen: 'Wir hatten Winter. Einen strengen, eiskalten Winter mit viel, viel Schnee. Die Äste der Bäume konnten die Last kaum noch tragen und immer wieder hörte ich sie herunterbrechen. Der Vollmond leuchtete bleich vom Himmel und hüllte die Landschaft in ein gespenstisches Licht. Plötzlich lösten sich Schatten aus der dunklen Silhouette des Waldes und ich erkannte ein Rudel mit zehn Wölfen, das direkt auf mich zukam. Ich wollte wegrennen, konnte es aber nicht, weil der Schnee zu hoch war. Plötzlich stand der Leitwolf vor mir, gefährlich knurrend und die Zähne fletschend. In Todesangst schrie ich nach Jesus um Hilfe. Darauf wachte ich auf.'
Ich blickte in die Runde. Eine der Slavinnen gab mir fürsorglich einen Becher mit warmem Kräutertee, den ich dankend aus ihrer Hand entgegennahm. Arnulf blickte mich ernst an, stand dann auf und ging nachdenklich, sich mit der rechten Hand das Kinn reibend, in dem großen Wohnraum auf und ab.
Keiner sagte ein Wort, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Alle Augen blickten von Arnulf zu mir und wieder zu ihm zurück.
Abrupt drehte er sich zu mir um und fragte ruhig: 'Faustus, weißt du, was dein Traum bedeutet?' Ich schüttelte verneinend den Kopf. Dann fuhr er fort: 'Er ist eine Warnung an uns alle, mein Sohn! Weißt du, wir Alamannen beobachten die Natur genau, das Wetter, die Tiere, die Vegetation. Ich vermutete schon, dass es einen harten Winter geben wird, auch wenn jetzt noch kein Schnee liegt und die Sonne warm vom Himmel scheint. Der alte ‚Otter‘, unser bester Fischer, bestätigte mir das gerade erst vor ein paar Tagen. Harte Winter haben zur Folge, und so war es immer wieder in der Vergangenheit, dass die Wildtiere hungern müssen. Daher nähern sie sich den Siedlungen der Menschen, um dort leichte Beute zu machen. Wenn der Tag anbricht, werden wir Männer den Palisadenzaun um unser Dorf auf Stabilität und Dichte prüfen, damit kein Tier sich durch irgendwelche Löcher hindurchzwängen kann und so eine Gefahr für uns hier wird. Außerdem besorgen wir uns dann noch mehr Brennholz aus dem Wald, so dass wir es später nicht im Tiefschnee holen müssen. Jetzt ist es auch Zeit, die Langhäuser winterfest zu machen. Jesus sei Dank, war die Ernte dieses Jahr sehr reichlich und wir haben die Fülle.'