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Leseprobe für das Buch „normal behindert“ von Gottfried Lutz:

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort von Konstantin Wecker
Vorwort von Gottfried Lutz

ANGEBORENE UND ERWORBENE BEHINDE-RUNGEN, UM DIE ES IN DIESEM BUCH GEHT
Lähmung des linken Arms (Plexus-Parese)
Schwerhörigkeit
Hören
Morbus Parkinson

SITUATIONEN - FRAGEN - EINSICHTEN - ERFAHRUNGEN
Es geht um uns
Selbsthilfegruppen sind 'Überlebensmittel'
Mein Vater
Tonbild
Angehörige, Partner und Freunde
Jeden gibt’s nur einmal
Folgekosten
Würde
Immer 'positiv denken'?
'Da haben wir den Schuldigen!'
In einer Gruppe
Damit fertig werden?
Wie hätten Sie’s denn gerne?
Abwärts, immer
'Der Schmerz des unendlichen Falls'
'.. alles außer Fahrradklingeln!'
Humor
'Hilfe, ich brauche Hilfe!'
Führerschein ade?
Sich verhören
'Glotzt doch nicht so blöd!'
Was wir weitergeben
Hans, mein Igel
'Litaneiernde Pflichtübung'?
Wie der Glaube erwachsen wird
Wunder?
Anders hören
Sich verstecken
Was bleibt

Nachlese von Dr. Kathrin Asper
Dank

Vorwort
Auffällig sind vor allem die Rollstühle. Wenn von Behinderten[1] gesprochen wird, sind meistens Rollstuhlfahrer gemeint. Da sieht man etwas und kann sich (vielleicht) etwas vorstellen. Sind die 'normal behindert'? Mit Blinden ist es ähnlich. Man muss nur die Augen zumachen. Zwar weiß man dann noch lange nicht, wie es für den Blinden ist, blind zu sein; aber man bekommt eine Ahnung davon, wie es ist, nichts zu sehen. Meistens erzählt dann jemand von einem Blinden, der trotzdem ganz alleine mit seinem weißen Stock zurechtkommt. Ist der dann 'normal behindert'?
'Normal behindert'gibt es nicht. Es ist ein 'Oxymoron', eine 'scharfsinnige Dummheit', eine Zusammenstellung von zwei Worten, die sich reiben, die nicht zueinander passen, über die man entweder lachen oder die Reibung knistern lassen kann, bis sie Funken schlägt. Dem Kollegen, der bei einer Besprechung diesen Begriff wohl unabsichtlich geprägt hat, bin ich dankbar, dass er mir damit eine 'Vorlage'für dieses Vorwort und den Titel des Buches gegeben hat.

Denn darum geht es in diesem Buch:
  • ob es wirklich 'normal ist, verschieden zu sein'
    (R. v. Weizsäcker),
  • wie der normale Alltag eines Behinderten aussieht,
  • wie normal (Noch-)nicht-Behinderte mit ihren behinderten Mitmenschen umgehen und umgekehrt,
  • wie wenig klar es ist, was bei einem Menschen sozusagen 'normal'zu ihm gehört und was eine Folge oder Begleiterscheinung seiner Behinderung ist.
Aber wollen Sie das alles wissen? Oder schauen Sie schnell woanders hin, wenn Sie mir begegnen, um mich nicht zu verletzen und von mir nicht beunruhigt zu werden?
Die alltäglichen Begegnungen, also das Unbeabsichtigte am Rande, sind im Positiven wie im Negativen viel interessanter als die Sonntagsreden: die Verkäuferin, die meine Frau fragt, ob mir die Krawatte gefällt; der Zugbegleiter, der den Rollstuhl meiner Kollegin in den Wagen hochstemmt und ihr dann ein Bonbon schenkt - sie ist promovierte Leiterin eines Instituts; der Freund, der mich fragt: 'Kann ich dir helfen?', weil er weiß, dass ich selbst machen will, was ich selbst machen kann; die Ärztin, die mit Rücksicht auf meine Schwerhörigkeit langsamer, deutlich und mir zugewandt spricht - länger als die üblichen drei Sätze - und meine anerkennende Bemerkung lachend quittiert: 'Für mich ist es ja auch einfacher, wenn Sie mich verstehen.'Dialog auf 'Ohrenhöhe'.
Nein, es erwartet Sie keine Anekdotensammlung. Ich möchte meine alltäglichen Erfahrungen reflektieren und verbinden mit dem, was ich als Theologe und als Psychotherapeut mit einer Ausbildung nach C.G. Jung weiß. Es geht um Erfahrung, nicht um richtig oder falsch. Ich gehe von mir aus und möchte Brücken schlagen zu Ihnen, möchte Ihnen 'auf dem Weg der Nicht-Diskriminierung ein paar Schritte entgegenkommen'[2], wie ich das in einer früheren Thesenreihe formuliert habe. Und ich hoffe, dass dabei deutlich wird, wie viel von dem, was den Umgang mit Behinderungen betrifft, ganz allgemein menschliche Fragen sind. Und oft sind es deshalb eben auch theologische, will sagen: an den Glauben rührende Fragen. Dass ein Mann nicht weinen darf, dass Gott immer ein 'lieber Gott'ist, dass wer krank ist, auf 'gute Besserung'ein Anrecht hat - für mich als Mensch mit Behinderungen sind sehr viele Selbstverständlichkeiten nicht mehr selbstverständlich. Und, weil einer mit einer Behinderung sich nicht mehr so sehr um sein Ansehen bemühen muss - 'Den Luxus kann ich mir nicht mehr leisten', sagt meine Kollegin Hella aus S. 70 kann man als Mensch mit Behinderungen auch offener zu seinen Schwächen und zu seinen Stärken stehen.
Ich habe mir vorgenommen, ein Buch über meine Erfahrungen mit Behinderungen zu schreiben: also kein reines Sachbuch, aber eben auch nicht ohne Sachverstand, persönlich, aber nicht indiskret, subjektiv, aber mit Augenmaß. Nach der Lektüre einiger Seiten zitierte einer meiner Söhne seinen Kollegen Hans-Josef Lembeck: 'Auf eine bestimmte Weise hinzuschauen, heißt immer auch auf eine bestimmte Weise wegzuschauen.'Das ist wohl wahr, und er hat auch mit seiner Bemerkung Recht, ich würde hier immer nur als Mensch mit Behinderungen in Erscheinung treten und viel zu wenig mit anderen Seiten und Qualitäten, die auch noch zu mir gehörten. Dass dieses Buch kein vollständiges Bild von mir zeichnet, liegt am Thema. Schließlich will ich keine Biographie schreiben.
Ich wünsche mir Leserinnen und Leser, die sich zum Nachdenken, zum Staunen und zum Fragen anregen lassen. Und ich widme dieses Buch meiner Frau Magdalene und meinen Söhnen Mark Stefan und Tilman Sebastian Lutz, die mir freundlich und geduldig, liebevoll, aber manchmal auch energisch über viele Schwierigkeiten hinweghelfen.
Gottfried Lutz