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Leseprobe für das Buch Das Mädchen im blauen Kleid von Ingeborg Leske:

Es war ein wunderschöner Tag geworden, strahlend blauer Himmel, die Sonne schien und es war warm. Ich zog meine Jacke aus und machte den Schal ab. Die Bäume links und rechts neben der Straße sahen noch völlig kahl aus und hatten keine Blätter, dahinter lag freies Feld. Es war kein Mensch auf der Straße und alles totenstill, nur manchmal wurde die Stille durch Geschützdonner zerrissen. Als ich kurz vor dem Dornheckenberg radelte, hörte ich plötzlich ein Motorengeräusch. Aus Richtung Nudersdorf kam kurz über den Baumwipfeln von links ein angloamerikanischer Jagdbomber direkt auf mich zu. Ich sah noch im Cockpit, wie der MG-Schütze das SMG herumriss und direkt auf mich zielte. Es war ein Schwarzer, er lachte, seine weißen Zähne blitzten in der Sonne. Was in diesen Blitzsekunden in einem vorgeht, kann man kaum beschreiben. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel: 'Lieber Gott, was ist das für ein Ungeziefer? Wie kann man sich freuen, auf Menschen zu schießen? Was sind das für brutale Verbrecher, sie haben nichts menschliches mehr an sich?!'

Es stieg in mir eine unbändige Wut, Verzweiflung und Todesangst auf. Ich hatte das Gefühl, ich stehe mit den Füßen im Feuer, mein Herz bleibt vor Schreck stehen und über den Rücken gießt mir einer eiskaltes Wasser. Dennoch war ich so geistesgegenwärtig, dass ich kräftiger auf die Pedalen trat und mich im letzten Moment nach vorn beugte. Da splitterte und krachte eine ganze MG-Salve um mich herum. Ich war getroffen, fühlte aber vor lauter Angst zuerst keinen Schmerz. Ich hörte, dass das Flugzeug eine Kurve zieht, warf mein Fahrrad in den Straßengraben, sprang hinterher und legte mich flach an die Böschung. Da kam er schon wieder aus derselben Richtung angeflogen, wie ich vermutet hatte. Zuerst sah er mich nicht.

An dieser Stelle ist die Böschung circa zwei Meter hoch. Als er mich sah, schoss er noch einmal eine Salve. Er traf mich aber nicht und ich wusste, er konnte das schwere MG nicht nach hinten drehen. Aber dann hörte ich, wie er hochging und ich dachte, jetzt kommt er von rechts und bis auf die andere Straßenseite schaffst du es nicht mehr. Jetzt ist es aus mit dir. Als er fast wieder in Schussposition war, hörte ich plötzlich einen einzigen Schuss von einem Flakgeschütz aus der Straacher Batterie. Es gab einen unheimlich lauten Knall. Bestimmt explodierten Bomben, die er noch an Bord hatte. Ich konnte nichts mehr hören, sah aber, wie er brennend in Richtung Schmilkendorf abdrehte. Ich blieb wie erstarrt liegen, bis ich merkte, dass mir Blut vom Kopf herunterlief. An Armen und Beinen, an der Brust blutete ich. Wie lange ich dort lag, weiß ich nicht. Ich dachte nur: ‚Hier kann ich nicht liegen bleiben, hier findet dich keiner. Nach Wittenberg zurück zu einem Arzt, das schaffe ich nicht, außerdem ist bestimmt schon keiner mehr in der Stadt.’ Ich band mir meinen Schal fest um den Kopf und mein Taschentuch um die linke Hand, schob mein Fahrrad aus dem Straßengraben; es war nur das hintere Schutzblech beschädigt, versuchte so schnell es ging, mit letzter Kraft nach Hause zu kommen. Manchmal hat man eben einen Schutzengel.



Etwa einhundert Meter vor unserem Haus wurde mir schwindelig, es drehte sich plötzlich alles, ich musste absteigen und fiel in Ohnmacht. Als ich wieder aufwachte, lag ich auf unserem Küchentisch und drei Soldaten standen um mich herum. Sie zogen mir die Splitter aus den Wunden und einer nähte mir ohne Betäubung die größten Wunden am Kopf zu. Dann verbanden sie mich und schafften mich in mein Bett. Das war fast ein Wunder. Meine Eltern hatten Einquartierung bekommen. Ein Oberleutnant, der Kompaniechef, wohnte bei uns. Seine Soldaten hatten mich auf der Straße gefunden. Meine Mutter sagte ihnen: 'Das ist meine Tochter', und so brachten sie mich in unser Haus. Als meine Mutter sah, wie ich überall blutete, ist sie selber in Ohnmacht gefallen. In der Kompanie gab es keinen Arzt, nur einen Zahnarzt und der hat dann meine schlimmsten Wunden ohne Betäubung genäht, weil er keine Medikamente mehr hatte. Davon bin ich wieder aufgewacht.