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Leseprobe für das Buch DRAUSSEN-Dorfkindheit im Postkartenformat von Matthias Horndasch
:

Vorwort

Dieses ist ein vielschichtiges und auf anregende Weise ungewöhnliches Buch. Es öffnet aus ganz subjektiver Perspektive heraus den Blick auf Kindheit und ihre Herausforderungen.

Sein erster Teil 'Dorfkindheit im Postkartenformat' ist eine Ode an das Kinderleben im Freien - in der Freiheit? Draußen ist die Natur, das Wetter, draußen sind die anderen. Draußen sind die Gefühle, die Liebe, aber auch die Erziehung und die Welt schlechthin. Draußen ist das Terrain der Erfahrung und Erprobung, der Siege und Niederlagen, des Reifens und Erwachsenwerdens.

Die Geschichte 'Nur nicht unterkriegen lassen' kontrastiert das Thema der Postkarten. Es ist die Geschichte von zärtlicher Zuneigung und junger Liebe, die verteidigt werden muss gegen den Neid und die brutale Konkurrenz der Rivalen.

Micha, der Protagonist der Geschichte, steht allein. Drinnen, von den eigenen Leuten, erwartet er keine Unterstützung. Auf sich allein gestellt tritt er den Demütigungen durch seine Rivalen entgegen, entwickelt die Kraft zur Gegenwehr. Die Pädagogik würde von Autonomiestreben und Emanzipation sprechen, was sich hier jedoch zeigt: Das Leben selber fordert die Betroffenen in den Ring. Aus seinem Leiden heraus lernt Micha, sich auf sich selbst zu besinnen und schafft so die Voraussetzung dafür, seine Stärken zu erkennen und erfolgreich zu nutzen. Und so vermittelt er den Lesern: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

Schließlich wird im dritten Teil, den 'Inneren Aussichten', eine ergänzende Reihe von short-stories geboten, die von den netten pädagogischen Tricksereien des Gymnasialdirektors bis zum Hort der Geborgenheit, der Oma, reichen. Dieser Teil rundet das Thema Natur, Gewalt und Konflikt folgerichtig ab, indem er zeigt, dass Michas Blick für andere menschliche Situationen offen bleibt.

Bleibt nur zu sagen: Micha, greif in die Saiten. Ich will es hören!


Walter Wilken

(Walter Wilken war bis 2002 langjähriger Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes)

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4. Erste Konkurrenz


Die Geburt des Bruders erlebte Micha bei der Nachbarin Frau Claas. Sie hatte bereits schneeweißes Haar und lebte allein in einer Parterrewohnung zwei Hauseingänge von der elterlichen Wohnung entfernt. Warum man ihn gerade zu ihr gegeben hatte? Micha wußte es nicht. Warscheinlich hatte die Zeit nicht mehr gereicht, um ihn zu den Großeltern zu fahren. Sein Vater war, wie bei so vielen Wichtigkeiten, abwesend, und seine Mutter auf sich allein gestellt.
So wartete er denn in einer ziemlich düsteren, fremden Wohnung, in Gesellschaft einer wohl netten, aber ihm eigentlich fremden Frau, auf sein Schicksal. Er fühlte sich abgeschoben, wie ein ausrangierter Wagon, den man auf einem Nebengleis abgestellt hatte, der nicht mehr gebraucht wurde. Stärker und stärker nahm das Gefühl von ihm Besitz, dass ihn nun niemand mehr lieb hätte. Er weinte und redete drauf los. Frau Claas bemühte sich redlich, seine dunklen Gedanken zu vertreiben. Andauernd redete sie davon, wie schön das in Zukunft für ihn sein würde, wenn er nicht mehr alleine wäre. In allen möglichen Farben malte sie Micha, wie in den Wochen zuvor bereits seine Eltern, ein rosiges Bild von seinem anstehenden Leben mit einem Geschwisterchen. Sie hatte keine Ahnung! Niemand konnte sich in seine verzweifelte Lage hineinversetzen. Mit diesem Gerede erreichte sie nur das Gegenteil. Micha fühlte mit einer unbestechlichen Sicherheit, dass es sich genau anders herum verhielt, als alle ihm weißmachen wollten. Nicht bisher war er nämlich allein gewesen, wo er den Vater und insbesondere die Mutter für sich allein hatte, sondern erst ab jetzt würde er allein sein! Alle wandten sich von ihm ab, und aller Interesse galt jetzt nur noch diesem neuen Kind, das bald ins Haus kommen sollte. Micha hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er sich verhalten sollte, wenn er ihm das erste mal gegenüberstehen würde. Eine innere Stimme riet ihm, den Neuen einfach zu ignorieren und ihn bei nächter Gelegenheit aus dem Fenster oder vor ein Auto zu werfen, den Störenfried auf jeden Fall loszuwerden. Eine andere wieder sagte, dann hätte er mit Gewißheit bei Mutter und auch bei Vater jede noch vielleicht verbliebene Chance auf Liebe verspielt, und sein Widersacher könnte noch über seinen Tod hinaus siegreich triumphieren.