Seriöser Verlag
Manuela Kinzel Verlag


                Manuela Kinzel Verlag

Informationen zu allen
aktuellen Büchern

Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   NWZ 23.2.24
Letzte Pressemeldung:  
seriöser Verlag   Schwarzwälder Bote 4.3.24
Letzte Meinung zum Buch:   
seriöser Verlag   Im Zeichen des Fisches


Suche:

Neuerscheinungen

Alle Bücher anzeigen

als E-Book erhältlich

Belletristik

Bildband

Biographie

Christliche Literatur

Erfahrungsberichte

Geschichte

Gesundheit

Kinder / Jugendgeschichten

Lyrik

Musik

Mundarten

Region Dessau

Region Göppingen / Hohenstaufen

außergewöhnliche Reiseberichte

Sachbücher

Theater

Tiergeschichten

Weihnachten

Sonderangebote

Vergriffene Bücher

Zurück zum Buch

Leseprobe für das Buch Heiningen, April 1945 von Rolf Kümmel, Kuemmel:

12. April 1945 (Donnerstag)

Die Erregung und Angst über den nahenden Feind und die Panzersperren legt sich wie eine drückende Last über das Dorf. Die Sperren werden zum Tagesgespräch. Sie müssen weg, sagen die Leute, da müsse man doch etwas unternehmen. Man sagt, Tiere spüren die Gefahr. Auch Menschen ahnen die Gefahr. Da braut, da ballt, da zieht sich etwas zusammen, es ist wie ein heraufziehendes Gewitter, schwül, schwarz, düster, beängstigend. Menschen auf dem Dorf damals sensibler gegen Bedrohungen als heute, weil stärker mit der Natur verbunden. Ahnungen (damals) versus Informationen (heute).
Morgens kommt Kauderer, angetrieben von einer inneren Unruhe zu Kümmel aufs Rathaus. Die Bevölkerung erhebe sich, sagt Kauderer. Kümmel: 'Dann ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen. Werft die Steine aus den Panzersperren hinaus!' Man beschließt, damit zu beginnen, wenn es Nacht geworden ist.
Dann geht Kauderer zu Bauer Stohrer, um mit ihm über die Ausräumung der zweiten Panzersperre zu reden. Wenig später kommt Stohrer noch einmal aufs Rathaus. Er lässt sich vom Bürgermeister bestätigen, dass man wirklich heute Nacht mit der Aktion beginnt. Stohrer sagt: 'Lieber soll ein Mann zugrunde gehen als das ganze Dorf.'
Während des Zweiten Weltkrieges ist Kümmel nicht nur Bürgermeister von Heiningen, sondern auch vom Nachbarort Eschenbach. Zweimal ist er in der Woche dort, um seine Arbeit zu tun. Als er an diesem Tag nachmittags zu Fuß ins 30 Minuten entfernte Eschenbach geht - für sein Motorrad gibt es längst kein Benzin mehr - sucht er den Gärtnermeister Mohring auf, der am Ende des Dorfes, Richtung Eschenbach, in der Nähe der dritten Panzersperre wohnt. Mohring ist gestern auf dem Rathaus gewesen und hat mit Kümmel ebenfalls über die Panzersperren gesprochen. Jetzt fordert Kümmel ihn auf, heute Nacht mit ihrer Beseitigung zu beginnen. Er solle Leute suchen, die ihm dabei helfen.
Gegen neun Uhr abends, es ist Nacht geworden, fängt Mohring ganz allein mit der Aufräumaktion an. Er wirft Stein um Stein aus der hölzernen Umklammerung, unterbricht immer wieder die Arbeit um in die Nacht hinaus zu horchen. Aber niemand stört ihn, keiner bemerkt ihn. Verkehr gibt es um diese Zeit auf der Straße ohnehin nicht. Etwa eine halbe Stunde später rennt seine Frau, die im nahen Haus wohnt, auf ihn zu und fordert ihn auf, sofort aufzuhören. An den anderen Panzersperren, sagt sie, habe man Leute verhaftet.
Als Kümmel seine Tätigkeit in Eschenbach abgeschlossen hat und wieder zu Fuß nach Hause zurückkehrt, kommt er an der dritten Panzersperre vorbei. Er wundert sich, warum sie nur zur Hälfte ausgeräumt ist. 'Kein gutes Zeichen', denkt er. Warum ist die Arbeit nicht erledigt? Schreckliche Vorstellung: Möglicherweise hat man Mohring erwischt.