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Leseprobe für das Buch sonnengrau
Ich habe Depressionen - na und?
von Tanja Salkowski:

Ich.
Heute ist mein 35. Geburtstag. Ich habe kein Geld, keinen Mann, keine Kinder, keinen Job, kein geregeltes Sex-Leben, keine Vollautomatik-Kaffee-maschine mit Super-Milchschaum-Garantie, keine wöchentlichen Friseur-Termine, keine wöchentlichen Nagelstudio-Termine, keine wöchentlichen Bikini-Zone-Enthaarungs-Termine, keine Satin-Bettwäsche, keine Übergangsjacke, keine Gästetoilette, keine Brunch-Verabredungen, keine Lunch-Verabredungen, keine Dinner-Verabredungen, keinen Bausparvertrag, keine Riester-Rente, keine Lebensversicherung, keine Altersvorsorge, kein Sparbuch, keine Payback-Punktesammelkarte, kei-nen Zweitwagen, keine Aktien, keinen Urlaub, keine Stammkneipe, keinen Lieblingsitaliener, keine Mitgliedschaft im Fitness-Club, keinen Vorsitz im Verein, kein Verlangen nach Normalität, kein Verlangen nach Alltag, kein Verlangen nach mehr. Keinen klaren Kopf, keinen gesunden Körper, keine Ahnung von allem, keine Ahnung von mir - keine Ahnung vom Leben.
Heute ist mein 35. Geburtstag. Hinter mir liegt ein Jahr voller Desaster, inklusive stationärem Aufenthalt in einer 'Bekloppten-Bude'. Die vielen Jahre davor waren genauso katastrophal. Ein erbitterter Kampf gegen Hoffnungslosigkeit, Alleinsein und eine Welt, die nicht mehr die meine ist. Immer der Versuch, sich aufzurappeln. Immer im Krieg gegen mich selbst. Immer am Rande meiner Kräfte. Und immer sabbernd und lechzend auf der Suche nach einem, der auszog, um mich zu retten. Es kamen viele vorbei - aber ich rettete sie, nie umgekehrt.
Man sagt, dass Menschen alle sieben Jahre in eine neue Phase treten. Dass alle sieben Jahre das Lebenskleid zurechtgezupft wird. Dass wir uns alle sieben Jahre häuten wie eine Schlange. Mein - überschaubarer - mathematischer Verstand sagt mir, dass ich mich ab heute in einem solchen siebten Jahr befinde. In aller Naivität fange ich an zu hoffen, male mir aus, wie mir das pure Glück auf meinem unglücklichen Weg plötzlich entgegenspringt. Mit großem Tamtam, Feuerwerk und einem erlösenden: 'Hurra! Du hast es endlich geschafft!' Irgendwann, irgendwo in den nächsten zwölf Monaten müsste es passieren. Ja, es muss passieren. Oder eben nicht.
Mir fällt auf, dass ich aus meiner neuen Lebenszahl die Quersumme acht bilden kann. Ich mag die acht. Sie ist rund und kugelig, geschlossen und anders. Sie hat Schwung und kein Ziel. Das ist mir sympathisch. Das Fehlen eines Ziels. Alle jagen sie ihren Zielen hinterher. Keuchend, schwitzend, unachtsam und ohne Gnade. Einige gehen für sie über Leichen, andere kommen an und vergessen, was sie hier eigentlich wollten. Ich erinnere mich an 'Der Vagabund', eine kanadische TV-Serie. Im Mittelpunkt stand ein streunender Wolfshund, der durch die Welt zog und Jagd auf alles Böse machte. Er half den Schwachen, verteidigte sie und verlangte dafür keinen Dank, sondern verschwand immer wieder spurlos und ohne Ziel. Tränenüberströmt vor Rührung saß ich - damals noch im Mini-Format - vor der Flimmerkiste und glotzte. Ich wollte so sein wie er. Immer da und immer weg. Es sah so leicht aus. Heute weiß ich, dass Vagabundieren verdammt anstrengend sein kann.
Ich bin das jüngere von zwei Kindern.