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Leseprobe für das Buch Komödiantenzwirn von Susanne Roder & Bärbel Röhl & Jutta-Ellen Poller:

Der General muss nach Berlin

Der Inhaber der Stellung des Generalmusikdirektors wird im Theaterjargon nur kurz "der General" ge-nannt. Das ist überall so und das weiß auch jeder am Theater. Nun gab es vor Jahren am Theater in Dessau einen Vertreter dieses Faches, der zusätz-lich noch einen Doktor, - sowie einen Professortitel hatte. Ein hervorragender Könner seines Faches, beim Orchester sowie den Sängern gleichermaßen beliebt und auch vom Publikum in einer Weise ver-ehrt, wie es nicht alltäglich ist. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass er in seinem Äußeren absolut nichts von einem General hatte, sondern mehr dem Bilde des Professors vergange-ner Zeiten glich, so mit Schlapphut, Radmantel, Regenschirm und Gummischuhen bei schlechtem Wetter. Als Schauspielerin hatte ich zwar kaum einen per-sönlichen Kontakt mit ihm, nur als ich begann große Konzerte zu moderieren, bestellte er mich vorher in sein Büro, um mir eventuelle Sonderwünsche hin-sichtlich der Ansage zu unterbreiten. Auf diese Wei-se lernte ich Herrn Professor Heinz Röttger ein we-nig besser kennen und bemerkte, dass er außer seiner hohen Künstlerschaft ein sehr humorvoller, jovialer Mann war. Mir gegenüber vielleicht auch aus dem Grunde, weil ich keine Sängerin war und er von mir nicht erwarten musste, wegen guter Par-tien angesprochen zu werden. Eines Tages trafen wir uns zufällig in der Kantine. Er hatte eine Schach-tel Pralinen in der Hand, setzte sich an meinen Tisch, bot mir von den Pralinen an und erzählte mir folgende Geschichte: Er musste zu einer Besprechung ins Ministerium für Kultur nach Berlin. Da er weder Auto noch Führer-schein besaß, benutzte er den Theaterwagen samt Chauffeur. Sie waren gerade an der Raststätte Mi-chendorf vorüber, als der Motor seltsame Geräu-sche von sich gab. Der Fahrer fing an zu fluchen weil das Geräusch nicht vor der Raststätte ange-fangen hatte, sondern danach. Er hätte sonst be-quem den "General" in der Raststätte absetzen können und an der Tankstelle vielleicht sogar Hilfe erhalten, wenn er mit der Reparatur nicht selbst klar gekommen wäre. Der "General", der, wie gesagt, weder Auto noch Führerschein besaß, meinte seelenruhig, der Fahrer sollte doch einfach wenden und zurückfahren. Die Autobahn war zu diesem Zeitpunkt sehr wenig be-lebt. Entsetzt belehrte ihn der Chauffeur, dass sol-ches Tun allen Gesetzen der Straßenverkehrsord-nung widerspräche und mit hohen Strafen geahndet würde. Lakonisch antwortete der "General": "Es sieht doch keiner."

Tatsächlich ließ sich der Fahrer beschwatzen, fuhr über den Mittelstreifen und wurde auf der Gegen-fahrbahn fast unmittelbar danach von der Polizei gestoppt. Es hatte also doch einer gesehen. Das übliche Ritual folgte: erst die Papiere vorzeigen und dann die schicksalsschwere Frage: "Warum haben Sie auf der Autobahn gewendet? Wissen Sie nicht, dass das streng verboten ist?" "Ja, ich weiß natürlich", sagte der Fahrer, "aber als wir an der Raststätte vorbei waren, fing mein Motor an zu muckern, da wollte ich zurück und an der Tankstelle reparieren. Der "General" muss doch dringend nach Berlin!" Darauf stand der Polizist stramm, salutierte ehrer-bierig und sagte: "Der General muss nach Berlin. Wünsche gute Fahrt!"